“Wer nimmt Oma?“, fragen sich Hans Scheibner und seine Lieben alle Jahre wieder. Ein Dauerbrenner, sogar schon eine “Weihnachtslegende“.

Lustspielhaus. Hans Scheibner hat die Taktik raus, dem Festtagskrach unterm Lichterbaum zu entkommen. Der Kabarettist verlegt ihn samt Gattin Petra Verena Milchert-Scheibner und Tochter Raffaela einfach auf die Bühne. Er gibt mit weißem Bart, rotem Mantel und der obligaten Zipfelmütze den Weihnachtsmann. Und macht sich im Kreise seiner Lieben über den Stress und Zoff im Himmel wie auf Erden lustig - zum eigenen Vergnügen und dem der gleichermaßen geplagten wie schadenfrohen Zuschauer. Sie alle scheinen nicht genug von Scheibners alten und neuen Schmunzelgeschichten zu bekommen, den ernsthaften und kritischen Betrachtungen und satirischen Gesängen über die angeblich "schönste Zeit des Jahres".

Stellvertretend für viele Familienväter in der Klemme stellt sich Scheibner alljährlich wieder die dringliche Frage "Wer nimmt Oma?" Denn hat der Mann Pech, ist er gleich mit zwei Ausgaben von der Sorte rühriger, mehr oder weniger unwürdiger Greisinnen gesegnet. Hat er Glück, ist nur die eigene geizig und schlagfertig, und die Mama der Ehefrau von engelsmildem Gemüt. Noch besser: Eine der alten Damen schwebt schon droben im Himmel, glücklich vereint mit der jubilierenden, silberhaarigen Schar.

Auch anderen schwerwiegenden, den weihnachtlichen Frieden empfindlich bedrohenden Fragen stellt sich der Altmeister der Satire unerschrocken und sucht eifrig nach so salomonischen wie unterhaltsamen Lösungen: "Rotkohl zur Weihnachtsgans oder Grünkohl? War der Heilige Josef überhaupt bei der Schwangerschaftsgymnastik? Muss man das Nichts-schenken-Versprechen tatsächlich einhalten? Ist Lametta out für immer?"

Eigentlich ist die Geschichte von Scheibners weihnachtlichem Dauerbrenner schon eine eigene "Weihnachtslegende" und wahrlich wert, in einem Kapitel des Kabarett-Evangeliums verewigt zu werden. Das Programm hat sich vor heiligen Zeiten in den 80er-Jahren des vorigen Jahrhunderts aus einer Lesung entwickelt, gewann nach und nach an Biss und Form und bleibt bis heute ein klassisches "work in progress", um einen Fachbegriff aus den Performance Arts für die große Kleinkunst zu bemühen.

Im Klartext: Scheibner behält zwar Basis-Szenen bei, wie die zwischen der Engelsfrau und dem Weihnachtsmann, verändert aber die Mischung der Lieder, Sketche und Geschichten. Oder bringt diese auf den aktuellen Stand zeitkritischer Betrachtung.

So erteilt der Zuhälter-Papa im "Banker-Song" seinem Taugenichts von Sohn eine erbauliche Lehre: Er solle doch lieber in "ehrliche" Bankgeschäfte einsteigen, denn es lohne sich nicht, ein einfacher Ganove zu werden. "Wenn schon Ganove, dann auch ein richtiger Ganove mit weißer Weste."

Auch bekannte Märchen parodiert der Kabarettist im Zerrspiegel der Gegenwart. Den "Hans im Glück" gibt jedoch nicht er selbst, sondern seine schmucke Tochter Raffaela. Eigentlich sind sie und ihre drei Schwestern Hans Scheibners ganzes Glück. Bei ihm verirren sich "Hänsel und Gretel" auch nicht ins Lebkuchenhaus. Das kann doch Blagen von heute nicht locken. Fast-Food-Filialen haben magischere Anziehungskraft, deren "Hexenköchin" die Kinder immer fetter macht ...

Auch das alljährliche Verlesen der Wunschzettel erfreut sich beim Publikum besonderer Beliebtheit. Im Stil gereimter Julklapp-Verse legt der Kabarettist Politikern, Promis und Bürgern die "frommen" Wünsche in den Mund. Denn der Weihnachtsmann Hans Scheibner ist nicht nur ein vom Grogtrinken oft beschwipster Himmelskutscher, sondern verficht als roter Knecht Ruprecht auch immer seine Klasse und die Gerechtigkeit auf Erden.

"Wer nimmt Oma?" Sa 22.12., 15.00 und 20.00, Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstraße 53, weitere Vorstellungen 23., 25. und 26.12., jeweils 15.00 und 20.00, sowie am 27. und 28.12., 20.00, Karten zu 19,- bis 26,-, ermäßigt 6,- (außer Sa) unter T. 55 56 55 56