Konradin Kunzes Facebook-Farce “Hacking Luleå “ gelingt nur mäßig und lässt Reflexion vermissen

Hamburg. Luleå gefällt Mark Zuckerberg. Und weil in dem Kaff mitten in der nordschwedischen Einöde die Temperatur konstant bei drei Grad liegt und weder Erdbeben noch politische Umstürze drohen, baut der Facebook-Erfinder dort eine mehrere Fußballfelder große Serverhalle. Willkommen im Norden Schwedens.

Womit er nicht rechnet ist, dass hier ein paar Aktivisten und eine oberösterreichische Schamanenanhängerin den Plan durchkreuzen. "Hacking Luleå" nennt Regisseur Konradin Kunze sein Projekt und steigt mit den Akteuren des Jungen Schauspielhauses in die Niederungen der Ebene. Den umstrittenen Informationsgiganten bricht er auf eine deftige Boulevardkomödie herunter. Erst darf die versammelte Polit- und Wirtschaftsprominenz allerlei Grobgeschnitztes absondern, dann fokussiert die Inszenierung auf eine Holzfällerhütte (Bühne: Lea Dietrich), die zum Nucleus des Widerstands wird.

Hier hausen Anders (Jonathan Müller) und sein Kumpel Lars-Erik (Hermann Book).

In die Einsamkeit bricht das Berliner Aktivistenpaar aus der libertären, brachial berlinernden Greta (Angelina Häntsch: "Meine Titten für die informationelle Selbstbestimmung") und Hacker Bernd (Florens Schmidt). Gelegentlich schaut die zugereiste Samin Marie (Christine Ochsenhofer) auf der Suche nach Leittieren und Kraftorten vorbei. Die beschauliche Inszenierung dreht mächtig auf. Doch die Anti-Facebook-Revolte endet mit einem unter Pennälerhumor verwehten Anschlag mit Kabel knabbernden Eichhörnchen.

Vor lauter Schmiere ist am Ende fast kein Schnee mehr zu sehen. Das ist absichtsvoll übertrieben und befeuert Gewieher im jugendlichen Publikum. Da hätte man sich doch ein wenig mehr Reflexion über die Gefährdungen der totalen Transparenz gewünscht. Und so gelingen die besten und berührendsten Momente in der Stille. Wenn Anders und Lars-Erik über ihrem Gulasch sitzen und übers Saunieren und die Frauen philosophieren.

"Hacking Luleå" nächste Vorstellungen 8.12., 20.00, 17.12., 18.12. jew. 19.00, Malersaal im Schauspielhaus, Kirchenallee 39, T. 24 87 13