Das belgische Trio Triggerfinger aus Antwerpen ist eine knallharte Rockband - nicht jeder Besucher im ausverkauften Docks hat das gewusst.

Hamburg. Was den Beziehungsstatus betrifft, soll Regensburg angeblich Deutschlands Single-Hauptstadt sein. Aber im Bereich Tonträger scheint Hamburg Single-Hauptstadt zu sein, wie man am Mittwoch beim Konzert des belgischen Power-Trios Triggerfinger im Docks erleben kann.

Beim Reeperbahn-Festival 2011 im Silber und im April 2012 im Goldenen Salon spielten Sänger und Gitarrist Ruben Block, Bassist Paul Van Bruystegem und Trommler Mario Goossens noch vor einer Hundertschaft. Zwei fantastische Abende übrigens. Stoner-Rock und Ultrablues mit der Wucht einer Prügelei in der Telefonzelle. Aber im vergangenen Juni schwappte die Single "I Follow Rivers", eine poppige Coverversion des Songs der Schwedin Lykke Li, in Deutschland in die Top Ten. Und obwohl das Lied sich zu den anderen Songs der bislang drei Triggerfinger-Alben verhält wie ein Kinderlutscher zu kochendem Frittenfett, gingen die Vorverkaufszahlen in Hamburg steil nach oben. Zuerst im Knust gebucht, wurden die drei Antwerpener erst ins Gruenspan und dann in das letztendlich auch ausverkaufte Docks verlegt.

Und so bibbern im zugigen Docks nicht 100, sondern 1500 Besucher, darunter sehr viele Frauen zwischen 15 und 55, und warten 85 Minuten lang geduldig auf "I Follow Rivers". Zwar ist der Applaus auch zwischen monströs groovenden Rockbrocken wie "I'm Coming For You" und "Let It Ride" und dem brutal verschleppten Blueskiller "My Baby's Got A Gun" nicht bescheiden, aber mancher neue Fan sieht doch sehr eingeschüchtert aus. Von Van Bruystegems knurrendem Bass, glänzender Glatze und prall geschwollenen Zornesadern. Von Blocks Urschreien bei "First Taste" und grob gestanzten Riffs. Von Goossens und seiner ehrlichen Schwerstarbeit an den Kesseln.

So wird meist vorsichtig mitgewippt. Hunderte Nickenten zucken vor und zurück wie das berühmte "Trinkvogel"-Spielzeug. Erst im letzten Viertel singt der Saal "Is It" mit und freut sich sehr über die Zugaben "I Follow Rivers" sowie Rihannas "Man Down". Zum Finale entlocken sie Triggerfinger sogar noch das acht Jahre alte, sehr selten gespielte "Commotion". Klasse!

Nach 95 Minuten weiß das Publikum: Triggerfinger ist eine Rrrrrockband! "Nächstes Mal in größerer Halle!", ruft ein Fan. Nächstes Mal lieber wieder Telefonzelle, denkt: (tl)