Die Dokumentation des Hamburger Regisseurs Fatih Akin macht auf ein lokales Problem aufmerksam, das exemplarisch für ein weltweites steht.

Gut, dass der Zuschauer im Kino nicht riechen kann, was er da sieht. Eine alte Frau wird deutlich: "Wenn's regnet, stinken die Bäche nach Scheiße", empört sie sich. Die Frau lebt in Çamburnu, einem kleinen Bergdorf an der türkischen Schwarzmeerküste. Früher war der Ort mit seinen Tee-bewachsenen Hängen mal ein Idyll, jetzt ist es zur Kloake verkommen, seit die Behörden eine Mülldeponie mitten im Ort errichtet haben. Aber es ist nicht nur der Gestank, der den Bewohnern zu schaffen macht. Die Luft ist verpestet, das Grundwasser verseucht, weil Sicherheitsstandards nicht beachtet wurden, und während der Regenzeit spült Wasser den Müll die Abhänge hinunter. Müllhalden wie diese gibt es sicher Abertausende auf der Welt, insofern ist Fatih Akins Dokumentation "Müll im Garten Eden" exemplarisch. Dass der in Hamburg lebende Filmemacher überhaupt auf diesen abgelegenen Ort aufmerksam geworden ist, hat familiäre Gründe: Akins Großeltern stammen aus Çamburnu.

Fünf Jahre lang hat der Regisseur den Kampf der Dorfbewohner gegen die Deponie mit seiner Kamera begleitet. Er hat Politiker gefilmt, die ins Dorf gekommen sind und windelweiche Erklärungen abgegeben oder den Betroffenen ins Gesicht gelogen haben, er war bei den Blockaden der Zufahrtsstraßen dabei. Fatih Akin enthält sich dabei jedes Kommentars, auch aus dem Off gibt es keine Erklärungen. Die Bilder, die er in dieser Langzeit-Dokumentation gefunden hat, sind aussagekräftig genug. Sie belegen, dass hier mit Wissen von Behörden die Gesundheit von Menschen gefährdet worden ist, dass ein Fleck Erde verschandelt und verseucht wurde.

Fatih Akin hat mit "Müll im Garten Eden" weltweit auf ein lokales Problem aufmerksam gemacht, unter anderem lief sein Film bei den Festspielen in Cannes. Doch verhindern konnte er diese Ökokatastrophe nicht. "Die Deponie soll in zwei bis drei Jahren geschlossen werden. Aber sicher ist das nicht", sagt der Regisseur. Sicher dagegen ist, dass der Müll von Çamburnu Hunderte Jahre braucht, um zu verrotten.

Bewertung: empfehlenswert

"Müll im Garten Eden" Deutschland 2012, 98 Min., o. A., R: Fatih Akin, täglich im Abaton, Zeise (Do 20.15 Uhr in Anwesenheit des Regisseurs); www.muellimgarteneden.de