Fritzi Haberlandt und Mario Adorf harmonisieren als ungleiches Paar aufs Beste miteinander. Lola Randl hat ein gelungenes Drama inszeniert.

Ein Mann und eine Frau, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie: 32, unstet, schrullig, nervös. Er: 82, gelassen, weise, in sich ruhend. Bei einer Lesung in Dortmund lernen sie sich kennen. Eigentlich sind die Zuhörer nur seinetwegen gekommen, Nino Winter (Mario Adorf), ein berühmter Schauspieler, der aus seiner Autobiografie vorliest. Doch Ada Hänselmann (Fritzi Haberlandt) stellt bei der Gelegenheit ihr Romandebüt vor. Dass alle nur ein Autogramm von ihm, dem alten Knacker, haben wollen, geht ihr gehörig auf die Nerven. Dass sie seinetwegen mit dem Shuttle einen Umweg über den Flughafen machen muss, erst recht. Doch dann wird sein Flug abgesagt, beide treffen sich im Hotel wieder, erst im Pool, dann an der Bar. Und weil Ada so viele Fragen hat, so direkt ist und energisch, taut Nino Winter langsam auf und lässt sich zu Rollenspielen à la "Räuber und Gendarm" animieren. Sie reden viel, über das Leben und den Tod, über die Liebe und den Erfolg. Und allmählich werden aus Fremden Freunde, wenigstens für eine Nacht.

Eine junge Frau, ein alter Mann, ein Hotel und ganz viel Zeit für Gespräche - da kommt einem gleich "Lost in Translation" mit Scarlett Johansson und Bill Murray in den Sinn. Eine falsche Fährte, denn hier geht es nicht um die Isolation in einer fremden Kultur, eher um das Gestrandetsein in Dortmund, das endlich einmal als Filmstadt entdeckt wird. Regisseurin Lola Randl, die die Dreharbeiten zu "Die Erfindung der Liebe" wegen des überraschenden Todes von Maria Kwiatkowsky nach 23 von 35 Drehtagen unterbrechen musste, hatte nur wenig Vorbereitungszeit und noch weniger Geld. Eine Low-Budget-Produktion, bei der sie sich wegen der dramaturgischen Beschränkung auf ihre beiden großartigen Hauptdarsteller verlassen muss: Fritzi Haberlandt wunderbar neurotisch und anstrengend, Mario Adorf ein wenig zu verwundert und selbstverliebt - und doch harmonisieren sie aufs Beste miteinander. Ein etwas anderer Film, jedem wärmstens ans Herz gelegt.

Bewertung: empfehlenswert

"Die Libelle und das Nashorn" D 2012, 81 Min., o. A., R: Lola Randl, D: Fritzi Haberlandt, Mario Adorf, Irm Herrmann, täglich im Blankeneser, Passage; www.libelleundnashorn-derfilm.de