Joe Wrights Literaturverfilmung mit Keira Knightley und Jude Law in den Hauptrollen ist zwar gut gemeint, aber leider missglückt.

Gewagt, was Regisseur Joe Wright aus "Anna Karenina" macht, dem wohl größten Roman der Weltliteratur. Er vertraut der Geschichte von der skandalösen, leiden- und schicksalhaften Liebe zwischen der glücklos verheirateten Anna Karenina und dem kraftvollen Offizier Wronski nicht: Ein Kardinalfehler, denn was könnte mitreißender sein als selbstzerstörerische Liebe? Stattdessen verlegt er seine Verfilmung des Romans in ein Theater und lässt die Personen damit wie Spieler aussehen, die Rollen verkörpern. Wer aber nur spielt, dass er liebt, nur spielt, dass er ein hölzerner Ehemann oder ein hübscher Edelmann ist, der kann die Zuschauer kaum fesseln, denn er leidet oder lebt nicht mit Haut und Haar.

Keira Knightley ist eine bezaubernde Anna, deren gefühlloser Ehemann Karenin (kaum wiederzuerkennen: Jude Law) nicht einmal unsympathisch ist. Als sie sich rettungslos in den schönen, draufgängerischen Wronski (Aaron Taylor-Johnson) verliebt, Mann und Sohn für ihn verlässt, löst sie im Petersburg des späten 19. Jahrhunderts einen Skandal aus und es trifft sie die volle Ächtung der russischen Gesellschaft.

Viele großartige Künstler haben am Film mitgewirkt: Dramatiker Tom Stoppard schrieb das Drehbuch, Choreograf Sidi Larbi Cherkaoui sorgte für rauschhafte Tanzszenen. Das Schönste allerdings ist dann doch, wenn das Theater sich öffnet und die Kamera hinaus auf die Felder von Levin fährt, dem Gegenentwurf zu Annas Leben. Er sucht den Sinn des Daseins im Einklang mit der Natur. Und gewinnt, wo sie mit dem Leben bezahlt.

Alle missglückten Literaturverfilmungen sind einander ähnlich, jede geglückte Literaturverfilmung gelingt auf ihre eigene Weise, könnte man in Abwandlung des berühmten Eröffnungssatzes aus Leo Tolstois "Anna Karenina" sagen. Wrights Werk ist die zwölfte Verfilmung der Ehebruchsgeschichte und leider nicht viel mehr als eine ziemlich missglückte Tols-toy Story.

Bewertung: belanglos

"Anna Karenina" Großbritannien 2012, 129 Min., ab 12 J, R: Joe Wright, D: Keira Knightley, Jude Law, Aaron Taylor-Johnson, Emily Watson, täglich im Holi, Koralle, Passage; www.universal-pictures.de