Quizsendung: Der Hamburger Moderator Jörg Pilawa präsentiert am Sonnabend (20.15 Uhr) im ZDF den “Neuen deutschen Bildungstest“.

Es bleibt ein Rätsel. Quizsendungen sind immer noch die deutsche Standardantwort auf Unterhaltungsfernsehen. Sportquiz, Länderquiz, Tierquiz und kein Ende in Sicht. Das ZDF schickt an diesem Sonnabend den "Neuen Deutschen Bildungstest" ins Zuschauerrennen gegen Raabs Turmspringen und Bohlens Supertalentsause. Dass der Moderator Jörg Pilawa heißt, ist dabei die gute Nachricht. Weil es in der Regel bedeutet, dass der Zuschauer verschont wird von gespreizter Bescheidwisserei, Märchenonkelgetue und Kumpelattacken am falschem Platz, mit denen andere Moderatoren zuweilen zur besten Sendezeit ins Fettnäpfchen langen.

Pilawa besitzt diese gewisse Lockerheit, die man sich nicht antrainieren kann, die aber spürbar wird, sobald er einen Raum betritt. "Und, worüber wollen wir reden?", sagt er zur Begrüßung im Frühstücksraum des Hotels. Ganz so, als gäbe es tatsächlich die Möglichkeit, sich über Präsident Obama, Gute-Nacht-Geschichten und Chefsesselgerüchte zu unterhalten statt über das neue Projekt. Pilawa ist smalltalksicher, mit gesundem Fachwissen im Rücken. Das Schwiegersohnimage, das an ihm klebt, seit der "Spiegel" einst in einem Rundumschlag die Austauschbarkeit der blassen Fernsehmoderatoren beweint hat, trifft schon deshalb nicht ins Schwarze, weil Pilawa sich gar nicht groß zu bemühen scheint, es immer und überall allen recht zu machen. Für ihn gilt vielmehr: Hab Spaß bei dem, was du tust. Dann hat im besten Fall auch der Zuschauer Spaß.

Wer den "Bildungstest" einschaltet, kann darüber hinaus ein paar Wissenslücken schließen. Oder auch nur die eigenen Defizite im Bereich der Alltagsmathematik konstatieren. "Mich hat erstaunt, wie groß der Bildungsunterschied zwischen den Generationen ist. Wenn das so weitergeht, kennt Goethe, Schiller und Lessing bald keiner mehr", sagt Pilawa. Was dagegen für die Menschen immer wichtiger werde, ist soziale Kompetenz und das gesellschaftliche Miteinander. "Die Leute interessiert, wie wir in Zukunft miteinander leben wollen."

Vor der Entscheidung, wie er privat leben und welchen Schubs er seiner Fernsehkarriere geben wollte, stand Jörg Pilawa wieder einmal Anfang des Jahres, als ZDF-Intendant Thomas Bellut ihm das sehr konkrete Angebot unterbreitete, den Unterhaltungsdino und Immer-Noch-Publikumsliebling "Wetten dass ..?" zu moderieren. Pilawa sagte bekannterweise ab. Und ist, nach zwei Sendungen und viel öffentlicher Häme für Markus Lanz, auch nicht allzu traurig darüber. "Als ich gesehen habe, wie groß die Aufmerksamkeit tatsächlich ist, war ich sehr froh, dass ich es nicht gemacht habe. Ich als Moderator kann das locker wegstecken, aber ich muss ja auch an meine Familie denken", sagt Pilawa, der am Wochenende nur selten vor dem Fernseher sitzt und die Konkurrenz live bei er Arbeit beobachtet. "Mit mir Unterhaltungsshows zu gucken ist für meine Mitmenschen unerträglich. Ich kann mich dabei kein bisschen entspannen, gucke immer auf Kameraeinstellungen oder Bühnenbild", sagt er. Er lässt sich DVDs kommen und guckt allein im Büro.

Überhaupt, er schaut eine Menge, für den Job wie auch privat. Immer wieder Sport. Gut gemachte Dokumentationen. "Und tatsächlich immer weniger Talkshows. Ich kann es einfach nicht mehr hören. Es ist alles gesagt, ich habe alle Gesichter gesehen", sagt Pilawa. Weniger drastisch, aber doch mit demselben Tenor äußerte sich zuletzt der ARD-Vorsitzende Volker Herres über die Talkshowschiene im Ersten, der wohl demnächst eine Diätkur bevorsteht. Über den Hamburger Moderator, der seine Karriere in den Neunziger Jahren beim Privatsender Sat.1 startete, sagte Herres einst den Satz: "Pilawa ist der Beste."

Das fand offenbar auch das ZDF. Im Oktober 2010 gab Pilawa dort seinen Einstand mit - wenig überraschend - einer Rateshow. "Rette die Million!" hat sich beim Zuschauer bewährt, acht neue Folgen zeichnet er noch in diesem Jahr auf, dazu kommt die Benefiz-Gala "Ein Herz für Kinder" sowie das "Superhirn", eine Art lustiges Kräftemessen im Gedächtnistraining.

Für das Frühjahr 2013 ist ein neues Projekt bereits eingetütet. Eine "Verbrauchershow", wie Pilawa es nennt, die insgesamt recht lebensnah und kritisch daherkommen und allerhand Service liefern soll. Der "Lidl-Check" etwa hat gezeigt, dass so etwas ankommt beim Publikum. "Mir als Unterhalter macht es mehr Spaß, auf die Straßen rauszugehen und bei den Firmen zu klingeln. Das ist Fernsehen. Eine Studiosituation ist doch immer künstlich", sagt Pilawa, dessen Beliebtheitsgrad schon daran zu erkennen ist, dass seine Sendungen oft so heißen wie der Moderator. Etwa hier: "Ein Fall für Pilawa".

Das Genörgele über Unterhaltungssendungen und deren Moderatoren gehört zum Fernsehgeschäft wie der Anstoß im Mittelkreis zum Fußball. Pilawa weiß das und sitzt das locker aus. Was ihn viel mehr ärgert, ist die mitunter hanebüchene Programmierung der Sender, die zeitgleich Show gegen Show gegen Show ausstrahlen. "Mir tut das für die Zuschauer leid. Rund 15 Millionen Zuschauer wollen am Sonnabend Unterhaltung sehen. Wenn die sich auf vier Sendungen verteilen, gibt es am Ende bei allen Sendern nur Verlierer", sagt Pilawa und lächelt. Ein Gewinnerlächeln.

"Der neue deutsche Bildungstest", Sonnabend, 20.15 Uhr, ZDF