Der Familienfilm zeigt Schwächen - mit mehr Charakterstudie und einem weniger sperrigen Erzählstil hätte mehr daraus werden können.

Sie waren einmal eine Familie: Rodolfo (Humberto de Vargas), Zahnarzt von Beruf, Graciela (Sara Bessio) und ihre heranwachsende Tochter Ana (Anaclara Ferreryra Palfy). Doch die Eltern sind seit zehn Jahren geschieden. Er ist mit seinen Pflanzen in die Zahnarztpraxis geflohen und vertreibt seine Patienten durch simulierte Stromausfälle. Sie verbringt ihre Zeit im Hospital am Krankenbett der sterbenden Tante und bandelt im Warteraum mit einem anderen Besucher an. Ana hingegen, obwohl hoch intelligent, schwänzt die Schule und verliert die Lust am Handball. Und dann beginnt Rodolfo, sich ungefragt in Gracielas Haushalt nützlich zu machen.

Drei Menschen in der Krise - das hätte eine melancholische Komödie über die Folgen von Trennung und Heranwachsen werden können, über Alter und Einsamkeit. Doch Pablo Stoll Ward, der nach dem Selbstmord seines Regiepartners Juan Pablo Rebella zum zweiten Mal alleine dreht, hat mit "3/Trés" einen sehr langsamen, sperrigen Film inszeniert, der dem Zuschauer viel Geduld abverlangt. Nicht nur, dass er mit zwei Stunden deutlich zu lang geraten ist. Die Figuren, besonders Rodolfo und Ana, sind so unsympathisch gezeichnet, dass ihre Beweggründe nicht einleuchten und sie so die Identifikation verwehren. Mehr Unterfütterung der Charaktere, weniger Stoizismus des Erzählstils - und „Trés”wäre eine runde Sache geworden.

Bewertung: annehmbar

"3/Trés" Uruguay/Deutschland/Argentinien 2012, 121 Min., o. A., R: Pablo Stoll Ward, D: Humberto de Vargas, Sara Bessio, Anaclara Ferreyra Palfy, Néstor Guzzini, täglich im 3001; www.realfictionfilme.de