Drama: “Babamin Sesi - Die Stimme meines Vaters“

Ganz poetisch beginnt dieser Film, mit einer Landschaftstotalen und einer alten Frau, die einem Auto entsteigt. In ihrem einsam gelegenen Haus kümmert sich Basé um den Garten und verrichtet andere Alltagstätigkeiten. Doch der türkische Film "Babamin Sesi - Die Stimme meines Vaters" beschwört nicht das zerbrechliche Verhältnis zwischen Mensch und Natur, er klammert die Politik ebenso wenig aus wie die Vergangenheit dieser Familie, die sich als höchst schmerzhaft erweist. Als nämlich Basés Sohn Zeynel zu Besuch kommt, um Sachen auszumisten und seine Habseligkeiten in die Wohnung zu schaffen, die er mit seiner Ehefrau in der Stadt bezogen hat, kommen Dinge zur Sprache, über die Basé lieber schweigen würde.

Es ist die Geschichte einer Familie zwischen den Kulturen: Sie gehört zur kurdischen Minderheit und zudem zur Glaubensgemeinschaft der Aleviten, als solche wurden ihre Mitglieder in der Vergangenheit wiederholt in Auseinandersetzungen hineingezogen. Der Film erzählt davon nicht in Rückblenden, sondern ausschließlich auf der Tonebene, in dem, was die Mutter ihrem Sohn (eher widerwillig) mitteilt, vor allem aber durch Tonbandkassetten, mit denen der Vater und Ehemann den Kontakt zu seiner Familie gehalten hatte, als er in der Ferne auf dem Bau arbeitete (wo er schließlich bei einem Arbeitsunfall ums Leben kam).

Immer wieder hört die Analphabetin Basé sie sich an und beschwört damit ein Stück Vergangenheit, jene Zeit, als ihr Mann noch lebte und ihr anderer Sohn Hasan noch nicht abgetaucht war, um sich den kurdischen Freiheitskämpfern anzuschließen. In seiner nüchtern-dokumentarischen Erzählweise ist der Film eine Herausforderung an die Sehgewohnheiten des Zuschauers. Wer sich ihr stellt, wird mit einem Film belohnt, der von Familie und Politik auf ungewöhnliche Weise erzählt.

Bewertung: empfehlenswert

"Babamin Sesi - Die Stimme meines Vaters" Türkei/Deutschland/Frankreich 2011; 88 Min., o. A.; R: Orhan Eskiköy, Zeynel Dogan; D: Asiye Dogan, Zeynel Dogan, Gülizar Dogan, täglich im Studio-Kino; www.perisanfilm.com