Kim Ki-duks Drama “Pietà“ verstört mit Unerbittlichkeit

Kim Ki-duk galt schon lange als eine der zugleich unerbittlichsten und poetischsten Kinostimmen Südkoreas. Für "Pietà" erhielt er den Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen Venedig. Auch dieser Film offenbart den typisch nihilistischen Blick des Regisseurs auf die Gesellschaft, für die keinerlei Hoffnung mehr besteht, und bedient sich hierfür roher Gewalt.

Diesmal folgt er dem eiskalten Schläger Kang-do (Lee Jeong-jin), der Geld an Kleinstunternehmer verleiht und zur Not wieder eintreibt, indem er sie zu Krüppeln schlägt und hohe Versicherungssummen kassiert. Lee Jeon-jin schleppt sich als einsamer Wolf ohne eine wahrnehmbare menschliche Zuckung im Gesicht durch das urbane Grau. Menschen- und insbesondere frauenverachtend. Bis ihm ausgerechnet Mi-sun (Cho Min-soo) in die Wohnung schneit und sich dort hartnäckig festsetzt. Sie behauptet, seine verschollene Mutter zu sein. Er vergewaltigt sie dafür. Die Brutalität ist mit so präziser Hand inszeniert, dass sie zum bloßen Effekt nicht taugt. Mit der Zeit erweicht die geheimnisvolle Schöne den Schlächter. Doch der Plot hält einen Twist bereit, der zuletzt die im Titel aufgeworfene christliche Ikonografie der Vergebung erklärt. Hinter der in ihrem Schrecken fesselnden Figur seziert Kim Ki-duk das unmenschliche System des Kapitalismus mit seiner Diktatur des Geldes. Die spürbare Verzweiflung über die Verhältnisse und das Anrufen der Liebe und der Gnade machen diesen Film zum packenden Ereignis.

Bewertung: empfehlenswert

"Pietà" Südkorea 2012, 104 Min., ab 16 J., R: Kim Ki-duk; D: Jo Min-soo, Lee Jeong-jin, täglich im 3001-Kino; www.pieta.kr