Alanis Morissette meldet sich nach vier Jahren Pause mit dem Album „Havoc And Bright Lights” am 18. November im CCH 1 zurück.

Mit Engelsflügeln steht Alanis Morissette im Video zu "Guardian" auf dem Dach eines Hochhauses und beobachtet ein Elternpaar, das sich gestenreich streitet, während die Tochter hilflos daneben steht. "I'll be your keeper for life as your guardian" (Ich werde ein Leben lang wie ein Schutzengel dein Aufpasser sein), singt die Kanadierin. Seit sie vor zwei Jahren selbst Mutter geworden ist, macht sie sich noch mehr Gedanken über ihre Rolle als zuvor. Der Song, der ihr aktuelles Album "Havoc And Bright Lights" eröffnet, handelt auch von ihrem eigenen Befinden: "Es geht um die Fürsorge, die ich mir selbst angedeihen lassen muss, damit ich mein Leben als Ehefrau und Mutter bewältigen kann."

Nach längerer Auszeit ist Morisette wieder auf Tour, am Sonntag kommt sie ins CCH. Vier Jahre lang hat sie keine neue Platte veröffentlicht. Im Leben der 38 Jahre alten Sängerin passierte jedoch eine Menge: Nach der Trennung von ihrem langjährigen Freund, dem Schauspieler Ryan Reynolds, heiratete sie im Frühjahr 2010 den Rapper Souleye, noch im selben Jahr kam Sohn Ever zur Welt. In Interviews bekannte sie, dass sie nach der Geburt postnatale Depressionen hatte. Dem psychischen Stress versuchte sie mit Arbeit zu begegnen und lud Guy Sigsworth ein, mit ihr zusammen an neuen Songs zu arbeiten. Das erste Stockwerk ihres Hauses wurde zum Studio umgebaut, und dort schrieb sie mit dem britischen Produzenten neue Songs. "Es war eine ungewöhnliche, aber perfekte Mischung aus Mutterschaft und Künstlertum", erzählt sie. "Es war eine Herausforderung, ich fühlte mich gezwungen, beides zu hundert Prozent zu machen."

Mit "Havoc And Bright Lights" bleibt die aus Ottawa stammende Künstlerin in der Erfolgsspur. Seit ihr Debütalbum "Jagged Little Pill" 1995 erschien, hat Morissette mehr als 60 Millionen Alben verkauft, sieben Grammys gewonnen und auch das neue Werk erreichte weltweit Top-Positionen in den Hitparaden, in Deutschland immerhin Platz zwei der Album-Charts.

Musikalisch changiert die neue Platte zwischen wuchtigem Rock und Pop mit sanftem Gesang und weicherer Instrumentierung. Morissette bedient mit ihrem Sound den Mainstream. Textlich jedoch hebt sich "Havoc And Brights Lights" von der Konkurrenz ab, weil hier keine klischeehafte Liebeslyrik gesungen wird. Alanis Morissette schreibt von einem sehr persönlichen Standpunkt aus, der Autobiografisches einschließt, aber sie bezieht auch - in aller politischen Korrektheit - Stellung zu allgemeinen Fragen. "Woman Down" zum Beispiel wirft ein Schlaglicht auf Frauenfeindlichkeit, in "Celebrity" wird ihre Verachtung für diejenigen deutlich, die schnellem Ruhm hinterherhecheln und sich dafür zum Affen machen, und in "Lens" beklagt sie die tiefe Kluft, die durch unterschiedliche religiöse und politische Überzeugungen entstehen. Ihr Gegenmittel dagegen wirkt jedoch etwas naiv: Ein Blick durch "die Linse der Liebe" hat noch keinen Krieg verhindert.

Alanis Morissette So 18.11., 20.00, CCH Saal 1 (S Dammtor), Tiergartenstraße 2, Karten ab 60,50 im Vorverkauf; www.alanis.com