Dritter Teil der Mittelalter-Saga: “Das Vermächtnis der Wanderhure“ heute auf Sat.1

Es geht doch nichts über eine üppige Haarpracht, die voluminös über wallende Gewänder fällt und stets als Schlüsselreiz zum Bezirzen holder Recken dient. Rapunzel, schüttel dein Haar - oder so ähnlich: Im grellen Historienschinken "Das Vermächtnis der Wanderhure" tragen die Frauen Frisuren wie Waffen. Wenn man die Mittelalter-Saga um die "Wanderhure" bis hierhin richtig verstanden hat, geht es bei den Abenteuern der Konstanzer Bürgerstochter Marie im Grundsatz um den Selbstbehauptungswillen der Frauen in einer frauenfeindlichen Welt.

Die Zuschauer haben die bisherigen Verfilmungen der Romanerfolge (die Buchreihe des Autorenpaares Iny Klocke und Elmar Wohlrath verkaufte sich vier Millionen Mal) goutiert, beide wurden Quotenhits mit zehn bzw. acht Millionen Zuschauern. Sieht also ganz so aus, als hätten die Geschichten aus dem düsteren Mittelalter, die unsere Zivilisation auf einer wüsten und wollüstigen Schwundstufe darstellen, ein treues Publikum. Warum? Wahrscheinlich weil Schwertkämpfe, Ritterturniere und das ewige Ringen des Guten mit dem Bösen, das sich im Mittelalter besonders schematisch darstellen lässt, von der viel zu komplizierten Gegenwart ablenken. Wobei: So unkompliziert geht es nun auch nicht zu, wenn sich in einem zünftigen Mittelalter-Plot Intrige auf Intrige türmt. Im Mittelpunkt dieses dritten Teils stehen neben der einst dramatisch zu Südwestdeutschlands unfreiwilligster Prostituierter aufgestiegenen und jetzt verheirateten Marie deren Gegenspielerin Hulda von Hettenheim. Die will, so viel lässt sich zweifelsfrei feststellen, auf den Thron des Königs Sigismund (Götz Otto). Ihr sind alle Mittel recht, was für Julie Engelbrecht bedeutet, dass sie zahlreiche saftige Sexszenen spielen muss - sie sind genauso plump wie der ganze Film. Der ist natürlich in vielen Szenen ziemlich komisch.

Beinah rührend ist die humanistische Botschaft, wonach der Frieden zwischen den Völkern auch gewahrt werden kann, wenn beinah alles schon verloren ist. Natürlich ist es die erneut von Alexandra Neldel gespielte Titelheldin, die die "Goldenen Horden" der Mongolen aufhält. Am Ende doch alles: einigermaßen hirnerweichend.

"Das Vermächtnis der Wanderhure" heute, 20.15 Uhr, Sat.1