Absagen stören den Start von Stefan Raab als Moderator der Polit-Talkshow “Absolute Mehrheit“. Der Entertainer reagiert gelassen.

Hamburg. Sehr oft, wenn im deutschen Unterhaltungsfernsehen etwas Neues entstand, war Stefan Raab daran beteiligt. Elton und Lena Meyer-Landrut, "Schlag den Raab" und "Wok-WM" - Raab hat seinem Stammsender ProSieben Erfolg um Erfolg beschert, hat Karrieren begründet und eingerostete Formate wie den Eurovision Song Contest wieder ins öffentliche Zuschauerinteresse gehievt. Nur im Gästegespräch zeigte er bislang nicht unbedingt Fingerspitzengefühl, um nicht zu sagen: wenig Talent. So gesehen sorgte die Meldung, dass Stefan Raab von diesem Wochenende an eine neue Politshow moderiert, weniger für Begeisterungsstürme als für Verwunderung. Raab und Politik - genauso gut hätte man Lothar Matthäus eine Literatursendung anvertrauen können.

Besser zum raabschen Universum passt wiederum das gewisse Chaos, das sich im Vorfeld von "Absolute Mehrheit - Meinung muss sich wieder lohnen" entspinnt. Noch nicht mal auf Sendung sorgt die Sendung, die sich als authentische Alternative zu Jauchs Sonntagsrunde positioniert, schon für Ärger im politischen Berlin. Via Twitter beschwerte sich Sebastian Brux, Büroleiter des grünen Parlamentsgeschäftsführers Volker Beck, dass sein Chef erst eingeladen worden sei und zugesagt habe, dann aber wieder ausgeladen wurde. Angeblich auf Betreiben von Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU), bevor der seine Teilnahme endgültig absagte.

Als Ersatzgast soll der CDU-Wirtschaftsexperte Michael Fuchs auftreten. Fuchs gilt im Parlament als sehr kritikfreudiger Politiker, er ist Fraktionsvize der Union. Außerdem haben zugesagt: Thomas Oppermann, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD, der Linken-Abgeordnete Jan van Aken sowie Wolfgang Kubicki, Fraktionschef der FDP in Schleswig-Holstein.

Dass Gäste aus Talkshows ausgeladen werden, ist nun so ungewöhnlich nicht. Schließlich ändert sich bei Sendungen zur aktuellen Lage manchmal auch das Thema und damit die Zusammensetzung der Gästerunde. Bei Raab allerdings standen und stehen seit je Steuergerechtigkeit, Energiewende und soziale Netzwerke auf dem Programm. Raab reagierte auf den Medienwirbel, wie man es erwartet hätte, nämlich unbeeindruckt: "Bei uns knüpft kein Gast sein Erscheinen an irgendwelche Forderungen, und die Besetzung ist natürlich eine rein redaktionelle Entscheidung", sagte er in einem Interview. Und glaubt weiterhin an einen Erfolg seines neuen Fernsehstreichs: "Bei uns schauen die jungen, politisch interessierten, gut gebildeten Meinungsführer zu." Damit gebe es "kaum Überschneidungen" mit Jauchs ARD-Talk.

Am Ende von "Absolute Mehrheit" soll der Zuschauer abstimmen, welcher Talkgast am überzeugendsten war. Moderator Raab ist von der Kritik natürlich ausgeschlossen. Dabei interessiert dieser Auftritt am allermeisten.

"Absolute Mehrheit - Meinung muss sich wieder lohnen" Sonntag, 22.45 Uhr, Pro Sieben