Gruner +Jahr stellt “Brigitte Balance“ ein, baut Personal beim Mutterblatt ab, das seine Wohnthemen künftig von “Living at Home“ bezieht, und fusioniert zwei Versuchsküchen

Hamburg. Wenn den Bekanntmachungen, mit denen die Mitarbeiter der Redaktion der "Brigitte" gestern konfrontiert wurden, etwas Positives abzugewinnen war, dann die Erkenntnis, dass es nicht zum Äußersten gekommen ist. Die Redaktion der traditionsreichen Frauenzeitschrift aus dem Hause Gruner + Jahr, die an chronischem Auflagenschwund leidet, wird nicht mit Belegschaften anderer Titel zusammengelegt. Und das Blatt muss seinen Etat auch nicht, wie in Branchenkreisen vermutet, um 30 Prozent kürzen. Nach Angaben einer Verlagssprecherin liegen die Einsparungen bei unter zehn Prozent. Doch auch diese Einsparungen haben es in sich: "Brigitte Balance", das zweimonatlich erscheinende Wellness-Beiboot des Mutterblatts wird eingestellt. Die letzte Ausgabe des erstmals 2004 erschienenen Titels soll am 5. Dezember herauskommen. Die beiden Redakteurinnen, die bisher ausschließlich für "Brigitte Balance" arbeiteten, kommen im Hauptheft unter.

Zu einem Stellenabbau kommt es dagegen im "Brigitte"-Ressort Living, das sich mit Wohnthemen beschäftigt. Geschichten zu diesen Themen werden künftig von der ebenfalls bei Gruner + Jahr erscheinenden Zeitschrift "Living at Home" zugeliefert. Es sei aber nicht geplant, so die Sprecherin, Stücke aus dem Schwesterblatt eins zu eins zu übernehmen. Auch mit "Essen & Trinken" rückt die "Brigitte" enger zusammen. Die Versuchsküchen beider Titel werden fusioniert. Diese Maßnahme soll keine Arbeitsplätze kosten.

Zudem wird der Leserservice der "Brigitte" umgebaut. Künftig will das Frauenmagazin vor allem über soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter und Google+ mit seinen Leserinnen kommunizieren. Für diese Zwecke sei der Leserservice überbesetzt, heißt es. Auch hier ist ein Stellenabbau geplant.

Wie viele Mitarbeiter die "Brigitte" im Zuge der gestern verkündeten Maßnahmen insgesamt verlassen müssen, will die Verlagssprecherin nicht verraten. In Redaktionskreisen heißt es, dass bis zu zehn Stellen gestrichen werden. Das entspricht der Zahl, die vergangenen Montag der Branchendienst "Kontakter" im Zusammenhang mit dem geplanten Personalabbau gemeldet hatte.

Die Sparmaßnahmen tragen die Handschrift von Stephan Schäfer, der im August "Brigitte"-Chefredakteur wurde und seit Kurzem auch als Geschäftsführer die Verlagsgruppe Life verantwortet, in der das Frauenmagazin ebenso erscheint wie seine neuen Kooperationspartner "Living at Home" und "Essen & Trinken". Der offenbar sehr belastbare Schäfer ist auch Herausgeber der G+J-Blätter "Häuser" und "Essen & Trinken" sowie Chefredakteur von "Schöner Wohnen". Als er die Wohnzeitschrift übernahm, schloss er kurze Zeit später das kostspielige Wohnstudio des Titels.

Bei den nun verkündeten Maßnahmen geht es offiziell übrigens gar nicht um Spareffekte. Oberste Priorität habe vielmehr die Qualitätssteigerung.