Das Dream-Pop-Duo Beach House aus Baltimore und Support Holy Other spielen am 5. November in Hamburg auf Kampnagel.

Alles ist ein Wabern, Fließen, Schweben. Hier ein singender Gitarrenakkord, dort eine verträumte Melodie, erweitert um ein lieblich plärrendes Glockenspiel oder eine fast naive Synthesizer-Motivfolge. Nie klang Dream Pop nebulöser, fiebriger, ein Glimmen in finstrer Nacht. Zwei Jahre liegen zwischen "Teen Dream" und "Bloom", dem famosen vierten Album von Beach House aus Baltimore. Am 5. November ist das Duo auf Kampnagel zu erleben.

Die Ideen zu ihren verzaubernden Melodien kamen dem Paar, das seit 2004 nicht nur Musik, sondern auch Tisch und Bett teilt, auf einer Welttournee. Mehr denn je klingt die hauchende Stimme der französischen Chanteuse und Tastenfrau Victoria Legrand wie ein Widerhall aus einer Zwischenwelt. So wie die ihrer musikhistorischen Vorgängerinnen Elizabeth Fraser von den Cocteau Twins, von This Mortal Coil oder natürlich Nico.

Neben einer rauchzarten Stimme hat Legrand eine aufregende Vita innerhalb einer Künstlerfamilie vorzuweisen. Der Vater malt. Ihr Onkel Michel Legrand vertonte Film-Klassiker wie "Swimmingpool" mit Romy Schneider, für "Yentl" und "Sommer 42" erhielt er sogar jeweils einen Oscar. Legrands Kompagnon Alex Scully hält notdürftig an Gitarre und Bass die driftenden Klangfäden zusammen.

Auch die Texte künden davon, dass hier zwei Musiker versuchen zu ergründen, was die Welt im Innersten zusammenhält. "Was bleibt, ist, dass nichts bleibt." Diese schmerzliche Erkenntnis übersetzen sie in zu Klangskulpturen aufgetürmten Melancholie. Ein wenig eskapistisch mitunter, in der festen Überzeugung, dass nichts so unbedeutend und nebensächlich ist wie die Realität, wenn man doch die Träume hat.

All jene, die Musik vor allem über äußere Reize wahrnehmen, dürften Beach House etwas langatmig finden. Für alle anderen liefern sie eine der aufregendsten Kreationen ästhetischer Introspektion. Ihren Ruf als Klangmagier festigen kunstvolle Musikvideos, wie jenes zu "Lazuli" mit seinen wabernden psychedelischen Pyramiden und Lichtexperimenten. Auch auf vielen Fotos lässt sich das Duo raffiniert von hinten ausleuchten. Sehr zwielichtig, sehr jenseitig, schön ist das.

Das Duo hält sich konsequent an eine karge Instrumentierung. Kunstvolle Einfachheit, mit dem Charme des Analogen, sehr retro. "Wir haben viele schrottige Keyboards und häufen ständig neue an", sagt Alex Scully. "Auf Tour gehen wir gerne in Trödelläden. Dort finden wir verrückte Instrumente, die wir dann auch benutzen." "Bloom" vollzieht sich nach einem bewusst gesetzten dramaturgischen Bogen. Da sitzt keine Silbe, kein Ton am falschen Ort. Das oberflächlich Anmutende der Klanglandschaft transzendiert die scheinbare Einfachheit der Gefühle. Chris Coady hat wie zuvor "Teen Dream" auch "Bloom" ambitioniert zusammengemischt. Man kannte ihn von befreundeten Projekten wie Grizzly Bear oder TV On The Radio. "Der beste Song auf dem rundum gelungenen Album ist vielleicht "Troublemaker". Wie Balsam legt er sich auf die Seele all jener, die nicht recht wissen, was sie anstreben, begehren, ersehnen sollen in dieser wirren Welt.

Zur Seite steht dem sagenhaften Duo eine weitere Wunder-Band: Holy Other. Das Projekt eines aus Manchester stammenden Produzenten zog sich mit den dunkel-sphärischen Electro-Klängen auf dem Debüt "Held" das Label "Witch House" zu. Licht ins Dunkel bringt auch der Initiator selbst nicht. Bei Live-Konzerten dreht er seine Knöpfe gerne von einem blickdichten schwarzen Tuch verhüllt. Die Musik aber verfehlt ihre Wirkung nicht. Gespenstisch, morbide und sehr Lo-Fi. Das verspricht ein traumhafter Abend zu werden.

Beach House Support Holy Other Mo 5.11., 20.00, Kampnagel (Bus 172, 173), Jarrestraße 20-24, Karten zu 21,- im Vvk.; www.beachhousebaltimore.com; www.myspace.com/holyother