Nach sieben Jahren legt das Kollektiv ein neues Album vor. Frontmann Pierre Baigorry alias Peter Fox hat die Erinnerungen hochgehalten.

Hamburg/Berlin. Seit sieben Jahren hat es keine neue Platte mehr von Seeed gegeben, im Popgeschäft eine Ewigkeit. Doch Pierre Baigorry alias Peter Fox hat die Erinnerung an die Berliner Reggae-Hip-Hop-Gruppe mit seinem erfolgreichen Soloalbum und seiner medialen Dauerpräsenz hochgehalten. Allerdings war er auch das einzige Seeed-Mitglied, das zwischenzeitlich wirklich Erfolg hatte. Nun soll seine Popularität den elf Musikern und Sängern bei ihrem Comeback helfen, das bereits seit einem Jahr von der Marketingabteilung ihres Labels Warner Music vorbereitet wird. Das aktuelle und vierte Album der Band aus dem Multi-Kulti-Stadtteil Kreuzberg heißt "Seeed", schlicht und prägnant wie ein Markenname. Obwohl Peter Fox' Gesang auf den meisten der elf neuen Nummern dominiert, hat er sich doch wieder in die Gruppe eingereiht. Überlegungen, die Band etwa Peter Fox & Seeed zu nennen, sind gegenstandslos, denn die Bandmitglieder haben in der Vergangenheit stets darauf geachtet, als Kollektiv aufzutreten und nicht den einzelnen herauszustellen.

Natürlich versuchen Seeed da weiterzumachen, wo sie vor sieben Jahren aufgehört haben. Die Basis vieler Songs ist bei den Balladen immer noch ein schlurfender Reggae-Rhythmus, bei Nummern wie "Seeeds Haus" und "Augenbling" ein schneller Elektro-Beat. Der Eröffnungssong "Beautiful" indes überrascht, denn hier setzt Seeed eine große Jazz-Bigband ein, die mit fröhlichem Swing loslegt und an die großen Orchester der 50er- und 60er-Jahre erinnert. "Everything Is Beautiful", singt Peter Fox in diesem optimistischen Auftakt. In der sich daran anschließenden Nummer "Deine Zeit" fällt die Bestandsaufnahme der Gegenwart zwar nicht ganz so rosig aus, doch insgesamt haben Seeed mit ihrer neuen Platte die Rolle von Mutmachern übernommen.

Peter Fox, Boundzound und Dellé besingen bürgerliches Glück und beschwören Zweisamkeit. "Aus'm Platz an der Bar wurde Haus und Hund", heißt es in "Augenbling", "You & I gonna walk on forever" in "You & I". In diese Zufriedenheit passt auch der Coversong "Wonderful Life", mit dem der englische Sänger Black 1987 einen Hit hatte, wie die Faust aufs Auge. Als sie 1997 als Reggae-Dancehall-Band anfingen, waren sie noch Exoten, inzwischen sind sie mitten im Mainstream angekommen. Die Qualität ihrer Musik ist zum Glück hoch geblieben, lediglich der Massengeschmack hat sich geändert und Seeed aufgesogen. Aber Coolness und Hipstertum ist nicht alles, Haus und Hund können auch ganz schön sein.

Seeed: "Seeed" (Downbeat/Warner Music)