Ein Geschichtspanorama aus bunten Steinen ist vom 26. September bis zum 31. Januar im Archäologischen Museum Hamburg zu sehen.

Hamburg. Babylon, das musste sein. So richtig mit den Hängenden Gärten, dem biblischen Turmbau und dem Euphrat. Das hatte sich Axel Al-Rubaie ausbedungen, als die im brandenburgischen Niemgek ansässige Firma Design in Stein den Auftrag für die "Lego-Zeitreise" erhielt. Gemeinsam mit seinen Kollegen René Hoffmeister und Reinhard Breuer hat er in fünfmonatiger Arbeit zwölf kulturgeschichtliche Szenen aus insgesamt etwa 1,5 Millionen handelsüblichen Legosteinen aufgebaut - vom Neandertaler-Lager über die antiken Hochkulturen, die Wikinger, das Mittelalter und den Wilden Westen bis zur bundesdeutschen Flughafenszene und einem Ausblick in die intergalaktische Zukunft.

Im diesem Frühjahr war die Menschheitsgeschichte aus bunten Steinen im Neanderthal-Museum im nordrheinwestfälischen Mettmann ein Besuchermagnet, ab morgen wird sie nun im Archäologischen Museum Hamburg gezeigt. Da sind zum Beispiel der Limes zu sehen und die Chinesische Mauer, die Cheops-Pyramide und das Kolosseum, Ritter in mittelalterlichen Burgen und nordamerikanische Prärieindianer auf der Bisonjagd - 30 laufende Meter Weltgeschichte so detailgetreu zusammengefügt, wie sich das mit handelsüblichen Legosteinen eben machen lässt. Ergänzt werden die bunten Historien-Dioramen allerdings durch archäologische Originalfunde aus dem Museumsfundus wie zum Beispiel Faustkeile, mesopotamische Keilschrifttafeln oder ägyptische Keramiken.

Nur zu zweit konnten Axel Al-Rubaie und Firmengründer René Hoffmeister gestern das fragile Lego-Kolosseum aus dem Transportcontainer heben und behutsam in die Rom-Inszenierung einpassen. Der 36 Jahre alte Hoffmeister ist einer von weltweit nur 13 Lego Certified Professionals (LCP), denen der dänische Weltkonzern ihr Können ausdrücklich bescheinigt hat. Al-Rubaie ist zwar kein LCP, aber trotzdem hoch professionell. "Ich bin hauptberuflicher Lego-Modellbauer", sagt der Sohn eines ehemaligen irakischen Diplomaten und einer Deutschen, der teils- in Ost-, teils in West-Berlin aufgewachsen ist.

In der DDR war Lego schwer zu beschaffen. Seinen ersten Baukasten bekam er als Sechsjähriger von der Oma aus dem Westen geschenkt. Es folgte die erste Lego-Eisenbahn, bestehend aus einer Lokomotive und drei Wagen, gespeist von einer 4,5-Volt-Batterie. Später wurde Al-Rubaie zwar erst einmal Transportunternehmer, aber die bunten Steine ließen ihn nie ganz los. Über ein Internetforum fand er später Kontakt zu Hoffmeister, in dessen Firma er schließlich mit einstieg.

Seither kann er nach Herzenslust mit Lego bauen und Projekte in einer Größenordnung realisieren, von der Kinder bestenfalls träumen dürfen. Ziemlich verrückte Sachen sind darunter, zum Beispiel ein Legosofa aus 750 000 Legosteinen für ein sächsisches Möbelhaus oder ein Lkw in Originalgröße, den ein Reifenhersteller für eine Automobilausstellung bestellt hatte. Die Firma Design in Stein gehört nicht zu Lego, unterhält zu dem Spielzeughersteller aber beste Kontakte - und gelegentlich auch Aufträge. Als die brandenburgischen Lego-Baumeister das Weltgeschichtsprojekt in Angriff nahmen, mussten sie erst einmal gründlich recherchieren. Sie lasen Bücher, betrachteten Bildbände und entwickelten nach und nach Konzepte und Konstruktionen für die einzelnen Epochen. "Und da lag mir Babylon eben besonders am Herzen, denn dort war ich als Kind gewesen. Mein Vater hatte mir die Ausgrabungen dieser bedeutenden und großartigen Stadt der Antike gezeigt, die ungefähr 90 Kilometer südlich von Bagdad liegt."

Spiel gut, heißt Lego nach den dänischen Wörtern Leg Godt. Und die Faszination dieser Plastiksteine besteht tatsächlich im Spielerischen. "Was mich reizt, sind die unbegrenzten Möglichkeiten. Mit Lego lässt sich tatsächlich jedes Thema umsetzen, vorausgesetzt man hat das dafür notwendige Material", sagt Axel Al-Rubaie, dessen eigene Kinder selbstverständlich auch mit Lego spielen. "Aber nur mit ihren eigenen Steinen, mein Material dürfen sie nicht benutzen", sagt er, schränkt dann aber ein: "höchstens in Ausnahmefällen."

Und wenn er selbst jeden Tag mit den bunten Steinen baut, ist das für ihn nicht auch so etwas wie eine erlaubte Rückkehr ins Reich der Kindheit? "Damit habe ich kein Problem", meint er und fragt schmunzelnd: "Gibt es etwas Besseres, als mit Spielen sein Geld zu verdienen?"

Die "Lego Zeitreise" im Archäologischen Museum Hamburg (Harburg, Museumsplatz 2) ist vom 26.9.2012 bis 31.1.2013 Di-So 10.00-17.00 geöffnet.

Kinder bis einschließlich 17 Jahre haben freien Eintritt.

Der Lego-Baubereich für Kinder ist zu den Öffnungszeiten frei zugänglich.

An Aktionstagen können Kinder mit Lego-Experten gemeinsam bauen.

Informationen zum Begleitprogramm: www.archaeologisches-museum-hamburg.de