Die Kunsthalle feiert 15 Jahre Galerie der Gegenwart mit einer neuen Sammlungspräsentation und einem Symposion

Hamburg. Unaufhörlich schreitet die Kunst voran, so wie der mit vorwitziger Geschlechtlichkeit ausgestattete "Marching Man" in jener blinkenden Neonröhren-Installation, die Bruce Nauman 1985 schuf. Diese Arbeit, Teil der ständigen Sammlung der Galerie der Gegenwart der Hamburger Kunsthalle, schmückt neuerdings den Eingang zum dritten Obergeschoss.

Die Frage, ob Hamburg ein Haus für zeitgenössische Kunst braucht, ist längst beantwortet. Oswald Mathias Unger entwarf seinerzeit den kubusartigen Bau mit 5600 Quadratmeter Ausstellungsfläche, auf der seit 1997 Kunst ab der Pop Art präsentiert wird.

Das 15-jährige Bestehen der Galerie der Gegenwart ist für das Leitungsduo Anlass, 15 Räume mit Sammlungsschwerpunkten und Werkgruppen neu zu gestalten. Es sind ausnahmslos Arbeiten international höchst anerkannter Künstler wie Sophie Calle, Sigmar Polke, Georg Baselitz, Bruce Naumann, Gerhard Richter, Thomas Schütte, Rosemarie Trockel, Andy Warhol, Roni Horn, Isa Genzken oder Christopher Wool.

Ein Künstler bespielt jeweils einen Raum. Bekanntes wird neu präsentiert, ergänzt um Neuerwerbungen und Schenkungen, deren Neu- oder Wiederentdeckung sich für den Besucher in jedem Fall lohnt. Die Sammlung zu erweitern ist nach wie vor Hauptanliegen, aber auch Herausforderung der Museumsarbeit. "Es gibt keinen Erwerbungsetat für Künstler, die man jetzt ankaufen müsste, solange sie bezahlbar sind", sagt Petra Roettig, eine der beiden Direktorinnen. Bis heute gilt als zeitgenössisch, was nach 1960 entstanden ist, und dabei sei das doch fast schon klassische Moderne, so Kodirektorin Brigitte Kölle. Über den aktuellen Gesamtbestand hüllt man sich in Schweigen.

Das dritte Obergeschoss versammelt vor allem Malerei und Skulptur, großformatige Gemälde wie "Bildelf" (1992) von Georg Baselitz oder "Familie Schmidt" (1964) von Gerhard Richter. Ein Raum ist dem deutschen Bildhauer und Grafiker Thomas Schütte gewidmet. Frühe Erwerbungen sind darunter wie die unter Glas installierten Figuren "United Enemies" (1993), aber auch drei neu erworbene Zyklen "Aus der Folge Großes Theater" (1980), in denen sich der Künstler etwa mit Horváths "Glaube, Liebe, Hoffnung" befasst.

Sigmar Polke ist erfreulich großzügig präsentiert, unter anderem mit "Flucht Schwarz-Rot-Gold" (1997), einem Geschenk zum Abschied des ehemaligen Kunsthallendirektors Uwe M. Schneede.

Im Kellergeschoss geht es weiter. Etwa mit zwei Werkgruppen der französischen Fotokünstlerin Sophie Calle zum Thema Identität. In "La Filature (The Shadow)" (1981) hat sie die eigene Mutter einen Tag lang von einem Privatdetektiv beschatten lassen und dokumentarisch mit ihrem eigenen Tagesablauf parallelisiert. Einige der gezeigten Künstler wurden in den vergangenen 15 Jahren mit Einzelausstellungen bedacht. So etwa die Fotografin Roni Horn, die mit drei Werkgruppen präsent ist, darunter die Themse-Bilder "From Some Thames" (2009).

Die Schau endet mit einer Arbeit der jüngsten Jubilarin, der 1971 geborenen Koreanerin Haegue Yan. 2008 erhielt sie den renommierten Baloise, lehrte als Gastprofessorin an der Hochschule für bildende Künste Hamburg und stellt auf der aktuellen Documenta 13 aus. Aus Infusionsständern, Kabeln, Leuchtstoffen, Glühbirnen und einer Duftmaschine hat sie ihre detailfreudige, akribisch gearbeitete Lichtinstallation "Series of Vulnerable Arrangements, 7 Basle Lights" (2007) vernetzt.

Parallel zur Sammlungspräsentation beschäftigt sich ein Symposion mit aktuellen Fragen der Museumskultur.

15 Jahre Galerie der Gegenwart Sammlungspräsentation 8.9.2012 bis 30.4.2013, Galerie der Gegenwart, Glockengießerwall; Symposium: Museum.gegenwart.jetzt 7.9. ab 19 Uhr, 8.9. 11.00-17.00, Hubertus-Wald-Forum