Renommiertes Ensemble Resonanz wartet auf die Einlösung finanzieller Versprechen der Stadt. Die Fördersumme wird aber wohl wieder nicht erhöht.

Hamburg. Sie sind ja von Natur aus bescheiden und geduldig, aber jetzt scharren sie doch vernehmlich mit den Füßen. Die Musiker des Ensemble Resonanz warten dringend auf die Einlösung eines Versprechens, das führende politische Vertreter Hamburgs ihnen schon mehrfach gegeben haben: dass ihr Grundbedarf an Raum und Verwaltungskosten von der Stadt getragen wird. Man schmückt sich gern, etwa auf Senatsempfängen in Berlin, mit den ebenso engagierten wie exquisiten Musikern, die sich in den zehn Jahren ihres Wirkens als Residenzensemble der Laeiszhalle unentbehrlich gemacht haben für den Klang der Stadt.

Trotz gegenteiliger Beteuerungen und guten Willens der Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) sieht der Haushaltsentwurf 2013/14, der ab Freitag im Kulturausschuss beraten werden soll, keine Anhebung der bisherigen Förderung (200 000 Euro pro Jahr) vor. "Damit wird die strukturelle Unterfinanzierung eines Vorzeigeprojekts der Musikstadt Hamburg fortgeschrieben und seine Zukunft infrage gestellt", schreibt Tobias Rempe, Geschäftsführer des Ensembles, in einem Brandbrief, der dem Abendblatt vorliegt.

Das Ensemble Resonanz erwirtschaftet einen beachtlichen Teil seines Finanzbedarfs selbst, und es gibt einige unverzichtbare Unterstützer aus dem Kreis der Stiftungen der Stadt. Aber keine Stiftung kommt gern für den Kauf von Filzstiften, den Druck von Programmheften oder das Gehalt einer Assistenz des Geschäftsführers auf. Diese Grundkosten übernehmen in anderen, weniger wohlhabenden Städten mit vergleichbaren Spezialistenensembles - etwa die Amsterdam Sinfonietta, die Britten Sinfonia oder das Münchner Kammerorchester - die Kommunen. Tobias Rempe hat kürzlich eine fast beschämende Zahl ermittelt: "Das nach dem Ensemble Resonanz zweitwenigst geförderte Orchester erhält die vierfache institutionelle Fördersumme."

Vor vier Jahren hatten die Musiker den Unternehmensberater Karsten Witt konsultiert und mit seiner Hilfe einen Businessplan erarbeitet, der bei der damaligen Kultursenatorin Karin von Welck auf sehr geneigte Ohren stieß. Er reicht bis ins Jahr 2012 und beschreibt neben künstlerischen Zielen und einer Ausweitung der Konzerttätigkeit auch die Entwicklung des administrativen Bereichs. So trugen die Businessplaner für das Jahr 2011 optimistisch eine Fördersumme von 370 000 Euro aus der Kulturbehörde und der Behörde für Bildung, Sport und Medien ein. Und viel wichtiger noch: "Eigene Büro- und Probenräumlichkeiten (ca. 850 Quadratmeter), von der Stadt gestellt", steht dort fett gedruckt. Von beiden Zielen ist das Ensemble heute fast so weit entfernt wie damals.

Unterdessen sind die Musiker kontinuierlich in Vorleistung gegangen. Durch zahlreiche Gastspiele bei wichtigen internationalen Festivals und in Konzerthäusern im In- und Ausland haben sie ihr Renommee vergrößert. Die Konzertvermittlungsangebote in Hamburg verdreifachten sich innerhalb von zwei Jahren. Im Haus III&70 im Schanzenviertel blüht das aufregende Projekt "urban string", wo Kammermusik und Klubkultur aufeinandertreffen.

Ganz diskret bereiten die Resonanzler dort jenen Humus, auf dem jene neuen Zuhörerschichten gedeihen könnten, auf die dereinst die Elbphilharmonie angewiesen sein wird. Ihr Crossover-Stück "Sampled Identity" mit Absolventen der Hip-Hop-Academy wurde nicht nur in andere Städte eingeladen, es weckte auch das redaktionelle Interesse der Zeitschrift "DB mobil", deren Lektüre Millionen von Bahnreisenden Verspätungen ertragen hilft. Das Ensemble Resonanz ist also eigentlich die Eier legende Wollmilchsau des Hamburger Musiklebens: In ein und demselben Klangkörper vereint es alte und neue Musik, junge und alte Hörer, Bildungsferne und Bildungsbürger - und den Duft der großen, weiten Welt.

Über all ihrer Proben- und Profilarbeit vergaßen die Resonanzler, im vergangenen März zu ihrem 10. Geburtstag als Residenzensemble der Laeiszhalle eine Party zu schmeißen. Sollte sich die Stadt bereitfinden, den mittelfristig auf eine halbe Million Euro veranschlagten Subventionsbetrag in einem eigenen Etat-Titel zu verankern, würde sich die klangstarke Truppe künftig sogar mit dem Namenszusatz "Ensemble Resonanz Hamburg" schmücken. Das wäre dann doch ein Grund zum Feiern.