Kay Ray und Carolin Fortenbacher lassen ihr Erfolgsprogramm “Heiß in Concert“ ab heute im Schmidt-Theater wiederaufleben.

Schmidt-Theater. Manchmal steht er ganz nackt da. Unten ohne also. Dann formt er aus seinem Genital gewöhnungsbedürftige Figuren und nennt sie "Surfer". So geschehen bei der letzten Weihnachtsshow seines Kollegen "Fat King Konrad" Stöckel.

Ist das noch Kunst oder nur noch reine Lust an der Provokation? Jugendfrei ist meistens nicht, was Kay Ray auf der Bühne bietet. Aber der bisexuelle bunte Vogel ist ja auch nicht irgendein Entertainer, sondern seit Jahren einer der Publikumslieblinge im Schmidt am Spielbudenplatz.

Und weil das Leben auf dieser Theaterseite der Reeperbahn bunter ist, als es sich so mancher Besucher aus der Provinz vorstellen kann, ist Kay Ray von heute an wieder mit einer echten Frau zu erleben: Carolin Fortenbacher, bis 2007 als alleinerziehende Mutter Donna der Star im ABBA-Musical "Mamma Mia!" gleich nebenan im Operettenhaus.

Vor zwei Jahren ist die Sängerin und Schauspielerin aus Hamburg mit dem Comedystar erstmals eine künstlerische Liaison eingegangen. Seitdem füllen "La Fortenbacher & das Kay" gemeinsam zur Freude des Publikums die Rollen zweier Diven aus. Das überrascht insofern, als ihr Weg dorthin völlig unterschiedlich ist.

Da entdeckt ein vermeintlich schwuler Friseur aus Georgsmarienhütte bei Osnabrück sein künstlerisches Talent, zieht nach Hamburg, macht im Pulverfass Cabaret - damals noch am Pulverteich in St. Georg - auf Travestie und bringt 1996 dort sein erstes Soloprogramm auf die Bühne. Erzählt Geschichten aus seinem Leben, schwarzhumorige Anekdoten und interpretiert schmachtend Lieder von Milva oder etwa Billy Joel, teils auch mit eigenen Texten.

Nach Auftritten und Moderationen in der "Schmidt-Mitternachtsshow" bekommt der schmächtige, aber schrille Entertainer (Markenzeichen: gefärbte und toupierte Haare, knallige bunte Anzüge und glitzernde Plateauschuhe) im Schmidts Tivoli seine eigene Reihe, die "Kay Ray Late Night". Er überzeugt, als schlagfertiger Zotenkasper, als stimmgewaltiger Sänger und mit seinen "Frisuren in zwei Minuten". Ein Kay-Ray-Fanklub gründet sich. Nach inzwischen mehr als 100 Late-Night-Shows im Tivoli ist der Zotenkasper den Umgang mit Publikum zu praktisch jeder Tages- und Nachtzeit gewohnt. "Besser unter Niveau amüsiert, als niveauvoll gelangweilt", pflegt Kay Ray in seinen Shows zu sagen, bis er mit derben Witzen über Heteros, Schwule, Behinderte sowie A-, B- und C-Promis auch den letzten Humordienstverweigerer im Saal zum Lachen gebracht hat. Dafür kann man Ray, der sich einst als "Schwulen Edding" bezeichnet hatte, nicht böse sein. Denn der 46-Jährige führt die Zuschauer so gut wie nie vor.

Im vorigen Jahr wurde Kay Ray Vater einer Tochter, mit der Mutter lebt er noch immer zusammen. Die Aufregung darüber hat sich inzwischen aber auch gelegt.

Carolin Fortenbacher, 49, ist seit März mit dem Schauspieler und Synchronsprecher Sascha Rotermund, 38, verheiratet. Sang die frühere Ballettschülerin noch bis vor 20 Jahren klassische Rollen wie etwa die Königin der Nacht in Mozarts "Die Zauberflöte" an der Hamburger Kammeroper oder die Anita in Bernsteins "West Side Story" im Stadttheater Münster, hat sie in diesem Jahrtausend ihre ganze Bandbreite gezeigt. Musikalisch reicht diese von Oper über Jazz, Pop und White Soul bis zu Heavy Metal. Dass sie 2008 bei der deutschen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest der alternden Girlgroup No Angels ("Disappear") unterlag - längst geschenkt und vergessen.

Für nachhaltigere Eindrücke auf der Bühne sorgte "La Fortenbacher" in Hamburg in ihrer Rolle als Katja Wahl-Ente beim Liederabend "Pasta e basta" in den Kammerspielen und im Vorjahr in der Titelrolle in Jostein Gaarders Romanadaption "Das Orangenmädchen" am Altonaer Theater. Und natürlich in Corny Littmanns Gebirgsklamotte "Oh Alpenglühn!" an der Seite Nik Breidenbachs im Schmidt.

Ebendort treffen sich "La Fortenbacher" und das Kay ab heute zu einer Neuauflage ihres populären Programms "Heiß in Concert". Sie kommt als Senora, Kay Ray als Punk aus La Mancha; beider Ziel soll Spanien sein. Aber ein richtiges Konzept haben sie auch diesmal nicht, allenfalls ihre Lieblingslieder. Und so werden die beiden Rampensäue nicht nur schmachten, schmettern und (übereinander) schmunzeln, sondern auch einige neue Duette zum Besten bringen. Gloria Estefans "Conga" zählt fortan ebenso zum erweiterten Repertoire wie "Baila Me" (Gipsy Kings) und "Islands in The Stream" von Dolly Parton und Kenny Rogers.

Nimmt man die Erfahrungen ihrer vorherigen beiden Duoprogramme, ist "La Fortenbacher" durchaus frecher als aus Musicalzeiten bekannt, Kay Ray hingegen etwas gesitteter als in seinen Show-Moderationen. Und wenn der schrille Wirbelwind zwischendurch mal einzelne Zuschauer mit dem Mikro bis zur Toilette verfolgt - keine Angst, er will doch nur spielen. Und wird im Zweifel weitersingen. Dafür wird seine Partnerin schon sorgen.

"Heiß in Concert 2012" Mo/Di 6./7.8. und Mo/Di 27./28.8., jeweils 20.00, Schmidt-Theater (U St. Pauli), Spielbudenplatz 24, Karten zu 18,50 bis 27,30 unter T. 31 77 88 99; www.tivoli.de