Der Romanverfilmung “The Rum Diary“ ist ein atmosphärisches Stimmungsbild gelungen und wird vor allem Johnny-Depp-Fans gefallen.

Als Johnny Depp seinen großen Helden, den Autor Hunter S. Thompson ("Fear & Loathing In Las Vegas") , mal wieder in dessen Hütte in Woody Creek, Colorado, besuchte, machte er eine spektakuläre Entdeckung: Im Keller fand sich das bislang unveröffentlichte Roman-Manuskript "The Rum Diary". Thompson hatte es im Alter von 20 Jahren geschrieben und erzählt darin von einem respektive zwei jungen US-Journalisten in Puerto Rico. "Das muss verfilmt werden", wusste Depp sofort und machte sich daran, Regisseur Bruce Robinson zu überreden, die Kinoversion zu übernehmen - mit Depp als Hauptdarsteller und Produzent.

Sieben Jahre nach Hunter S. Thompsons Tod kommt "Rum Diary" tatsächlich ins Kino und ist ein atmosphärisches Stimmungsbild geworden, das ähnlich wie Johnny Depps Drogendealer-Abhäng-Film "Bloß" (2001) eine eher nebensächliche Geschichte attraktiv bebildert. Die zentriert sich um den trinkfreudigen Journalisten Paul Kemp (Depp), der Anfang der 60er-Jahre nach Puerto Rico fliegt, um eine Redakteursstelle beim runtergekommenen Lokalblatt "San Juan Star" anzunehmen.

Mit dem Schreiben geht es nicht so richtig voran, mit der Anbahnung wichtiger Kontakte hingegen schon. So lernt Kemp den erfolgsverwöhnten Immobilienspekulanten Sanderson (Aaron Eckhart) kennen, der den Redakteur für seine Zwecke einspannen will: Er soll für die positive Berichterstattung über ein geplantes Luxusresort sorgen und so den Investoren helfen. Kemp zögert, macht dann aber doch mit - zusätzlich motiviert durch die immer größere Nähe zu Sandersons atemberaubend schöner Freundin Chenault (Amber Heard). Doch der Hormonschub kann die nagenden Zweifel nicht ewig dämpfen, und irgendwann zieht Kemp dann die journalistische Notbremse.

"Rum Diary" trägt seinen Titel zu Recht: Vieles wirkt unklar, verschwommen, wie durch den Schleier leichter Trunkenheit betrachtet. Und so wechselt der Fokus des Films, steht mal die sich anbahnende Affäre im Mittelpunkt, dann wieder die Gier der amerikanischen Geschäftsleute, die das weitgehend unberührte Paradies bedenkenlos dem Profit opfern, um schließlich die Beziehung zwischen Kemp und seinen Reporterkollegen ins Blickfeld zu rücken. Immerhin: Viele schöne Bilder gibt es zu sehen, einen ungemein lässigen Johnny Depp, der vielen schon das Eintrittsgeld wert sein dürfte, und eine Amber Heard, die fast so sexy rüberkommt wie Scarlett Johansson in "Match Point".

"Rum Diary" USA 2011, 119 Minuten, ab 12 Jahren, R: Bruce Robinson, D: Johnny Depp, Aaron Eckhart, Michael Rispoli, Amber Heard, Giovanni Ribisi, Amaury Nolasco, Marshall Bell, täglich im Abaton (OmU), Cinemaxx Harburg, Studio-Kino, UCIs Mundsburg, Othmarschen, Smart-City, Zeise; Infos im Internet: www.rumdiary-film.de