Das ZDF verfilmt in einem aufwendigen Dreiteiler die Geschichte des berühmten Berliner Hotels. In den Hauptrollen: Heino Ferch und Marie Bäumer.

Berlin. "Adlon oblige", pflegte der Berliner Hotelier Lorenz Adlon zu sagen, "Adlon verpflichtet". Und tatsächlich war der Name Adlon damals genauso gut wie irgendein Von-und-Zu, denn schließlich galt das Haus am Pariser Platz bei seiner Eröffnung im Jahr 1907 als das luxuriöseste und mondänste Hotel der Welt.

Glanz und Elend des Adlon-Mythos wollen Uli Edel (Regie) und Oliver Berben (Produktion) nun im Auftrag des ZDF wieder beleben. Mitte Juni haben die Dreharbeiten in Berlin bereits begonnen, und ein neuer Superlativ ist auch schon erfunden: "Historischer Event-Dreiteiler".

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Die Zahlen sind in der Tat beeindruckend: 103 Schauspieler wurden engagiert (die Komparsen nicht mitgerechnet), neun Drehbuchfassungen geschrieben, das Atrium des Hotels und die Zimmer wurden in Berlin-Adlershof nachgebaut, der Pariser Platz auf dem Geländer der Bavaria Studios in München. Insgesamt sind 75 Drehtage geplant. Kein Wunder, dass ZDF-Fernsehfilmchef Günther van Endert nervös ist. "Als Berben vor einem Jahr mit dem Adlon kam, haben wir alle gedacht: 'O Gott, o Gott, das wird teuer ...'" Das wird es: Zehn Millionen Euro wird die Herstellung dieser 270 Sendeminuten verschlingen.

Die Idee ist nicht neu. Schon Anfang der 90er-Jahre hatten Amerikaner Regisseur Edel das Projekt angetragen, "Aber", so der 65-Jährige, "die Bücher waren nicht zufriedenstellend." Tatsächlich lag darin auch jetzt das Hauptproblem. Wie erzählt man die Geschichte eines Hauses, das in der Kaiserzeit gebaut wurde, die Weimarer Republik und das Dritte Reich erlebte, 1945 in Flammen aufging und in den 1990er-Jahren neu errichtet wurde, ohne sich in einer langweiligen Chronologie zu verheddern? Anekdoten allein - Charlie Chaplin, dem 1931 beim Betreten des Hotels die Hosen herunterfielen, weil ihm die Fans die Knöpfe von den Hosenträgern rissen - würden den Film nicht tragen, das war den Verantwortlichen klar. Auch nicht die klangvollen Namen der Gäste, die in den 20er- und 30er-Jahren im Adlon abstiegen: Stars wie Greta Garbo, Thomas Mann, Albert Einstein, Mary Pickford, Henry Ford, Edgar Wallace oder Enrico Caruso, aber auch Könige, Zaren und Präsidenten. Wie also haucht man der "Stein gewordenen Geschichte des 20. Jahrhunderts" (Günther van Endert) Leben ein?

Indem man ein großes Melodram hineinflicht und die Geschichte des Adlon mit der fiktiven Geschichte der Familie Schadt verwebt. Produzent Berben spricht von einer Upstairs-downstairs-Story, und tatsächlich kann man aus den ersten Szenen, die kürzlich vorgeführt wurden, schon auf die Zutaten schließen: Liebe und Tod, Eifersucht und Verrat, Verleugnung und Vertreibung. Wer mit Berbens Großproduktionen - "Die Patriarchin", "Die Päpstin", "Krupp - Eine deutsche Geschichte" - zuweilen seine Probleme hat, wird auf Uli Edel setzen. Der hat Filme wie "Letzte Ausfahrt Brooklyn" oder "Der Baader Meinhof Komplex" gedreht. Der könne, sagt Berben, nicht nur Realismus, sondern auch Gefühl. Vor allem hat Edel eine ganz persönliche Beziehung zu diesem Projekt. Er stammt nicht nur aus einer Hotelierfamilie, eine Tante von ihm hat von 1931 bis 1933 in der Adlon-Küche gearbeitet und ihm ihre Erinnerungsstücke überlassen.

Bleibt noch die Besetzung. Quasi unvermeidlicherweise ist Heino Ferch dabei, der offenbar in keinem Großprojekt zur jüngeren deutschen Geschichte fehlen darf. Hier ist er Louis Adlon, der Sohn des Patriarchen Lorenz Adlon (Burghart Klaußner). Außerdem machen Sunnyi Melles und Rosemarie Fendel mit, Jürgen Vogel und Wotan Wilke Möhring, Josefine Preuß und Christiane Paul, Ken Duken und Tom Schilling, Anja Kling und Nora von Waldstätten.

Die Dreharbeiten sollen am 28. September beendet sein, damit der Dreiteiler im Frühjahr 2013 gesendet werden kann. Im August noch stehen Aufnahmen im neuen Adlon an. Und es war offenbar nicht ganz einfach, das Einverständnis von Hoteldirektor Oliver Eller zu erhalten, wie Jürgen Vogel berichtete. Überraschend ist das nicht, denn bei den Dreharbeiten zu "Emil und die Detektive" hat sich vor zwölf Jahren eine ungeplante Explosion im Adlon ereignet. Das hat man am Pariser Platz bis heute nicht vergessen. Zumal der Produzent ausgerechnet Oliver Berben hieß.