Jochen Busse, Faxenmacher der Nation, setzt bei der Komödien-Premiere “In jeder Beziehung“ auf Klamauk

Hamburg. Dünn ist die Geschichte des Seitensprung-Lustspiels "In jeder Beziehung" von Lars Albaum und Dietmar Jacobs. Dafür trägt Horst Johannings Inszenierung in der Komödie Winterhuder Fährhaus doppelt dick auf. Und noch kräftiger gibt Publikumsliebling Jochen Busse dem Affen Zucker, dass die Premierengäste nur so juchzen und jubeln.

Standesbeamtin Leah (Claudia Rieschel) und Busses lahmarschiger Banker Paul feiern 24. Hochzeitstag. Sie beschenken sich mit Nasenhaarschneider und elektrischem Fußwärmer. "Ehe im Endstadium", diagnostiziert Freundin Katja (Monica Kaufmann), ein aufgebrezelter, sich mit Jungspunden vergnügender Single, und rät zum Seitensprung, um die Langeweile mit Spannung aufzuladen. Was kommen muss, passiert auch: Per Internet verabreden sich die trantütigen Eheleute zum Ex- und-Hopp-Abenteuer mit Fremden - und stehen einander mit der Erkennungsrose verdattert gegenüber.

Nach der peinlichen, die Eifersucht schürenden Panne verkuppelt der schmierige Scheidungsanwalt Dieter (Marko Pustisek in Flamingohosen) seinen Kumpel mit der Friseurin Sandy (Kerstin Radt) und ermutigt ihn zu Spontansex auf dem Küchentisch. "Wer macht denn so was?", staunt der fantasielose Pedant und Pfennigfuchser. "Man macht doch auch keine Kohlrouladen im Bett." So oder ähnlich geht es munter weiter. Sollen die ahnungslosen Seitenspringer dann in Hotelbetten mit Sandy oder dem knackigen Tennislehrer Pekko (Fabian Goedecke) zur Sache kommen, erreichen die Fehlschläge, Missverständnisse und Possen gewissermaßen orgiastische Höhepunkte.

Die hohe Kunst der Komödie ersetzen die Autoren durch eine pfiffige (Plagiat-)Mischung aus routinierter Kleinkunst. Sie bedienen sich da bei Politikerparodisten, dort bei Loriots Flirt-Lektion oder Tollpatsch Heinz Erhardt, kombinieren clever (schlüpfrige) Kalauer, Kabarett-Sketche und Hau-draufklamauk. Beim Seitensprung-Test mit dem Publikum fühlt sich Busse ganz in seinem Kabarettisten-Element. Ergebnis: "Die Komödie ist eine ehebruchsfreie Zone." Das von Fernseh-Comedy und Soaps in Serie verwöhnte Publikum hat seine helle Freude daran, lacht sich scheckig und klatscht zum Ende mit drei glücklichen Paaren im Takt zum Udo-Jürgens-Ohrwurm "Ich war noch niemals in New York."

Alles halb so wild, man muss den mit Flachgags auffrisierten Seitensprung-Klamauk natürlich nicht ernst nehmen, wäre da nicht das Fazit des Faxenmachers der Nation: "Eine Botschaft gibt es nicht", ruft er vergnügt in den Saal. "Das war alles Theater, im Leben gibt es das nicht." Herr Busse weiß, was Ironie ist. Das Theater tut doch nichts anderes, als vom Leben zu erzählen.

"In jeder Beziehung" bis 9.9., Komödie Winterhuder Fährhaus, Karten unter T. 48 06 80 80; www.komoedie-hamburg.de