Helmut Sander, neuer Vorstand der Stiftung Historische Museen, über künftige Aufgaben und den finanziellen Spielraum der Ausstellungshäuser

Hamburg. Nach dem unerwarteten Rücktritt von Kirsten Baumann als Alleinvorstand der Stiftung Historische Museen Hamburg wird deren Geschäftsführer Helmut Sander ab 1. Januar 2012 zusätzlich diese Funktion übernehmen. Der Diplom-Verwaltungswirt, 63, hat langjährige Erfahrungen im Museumsbereich, etwa als Geschäftsführer des Museums für Kunst und Gewerbe und der Deichtorhallen.

Hamburger Abendblatt:

Glauben Sie, dass die Stiftung auch ohne das Helms-Museum erfolgreich agieren kann?

Helmut Sander:

Wir haben von der SPD-Fraktion und der Kulturbehörde den Auftrag bekommen, zu klären, welche finanziellen Konsequenzen das Herauslösen des Helms-Museums, des Bergedorfer Schlosses und des Rieck-Hauses aus dem Stiftungsverband haben wird. Dafür gibt es Arbeitsgruppen, die einen Vorschlag erarbeiten werden. Es kann sein, dass sich die SPD-Fraktion angesichts der Kosten doch gegen die Herauslösung der drei Institutionen entscheiden wird. Wir werden das durchrechnen und für die Kulturbehörde eine Entscheidungsvorlage erarbeiten.

Was ist jetzt Ihre wichtigste Aufgabe?

Sander :

Nach all den Irritationen möchte ich auf der menschlichen Seite dazu beitragen, dass der Frust unter den Mitarbeitern abgebaut wird und die Häuser zur Ruhe kommen.

Ruhe ist für die Stimmungslage der Mitarbeiter sicher gut, für die Außenwirkung ihrer Häuser aber ziemlich das Letzte, was Sie jetzt brauchen.

Sander:

Natürlich werden wir uns bemühen, mit innerer Ruhe spannende Projekte zu realisieren, die nach außen strahlen. Ein Beispiel dafür wird schon die Ausstellung zur großen Flut von 1962 im Museum für Hamburgische Geschichte sein, die sich ab Februar mit einem großen Trauma der Stadtgeschichte beschäftigt. Sicher ist, dass die Museen sich auch von innen heraus erneuern müssen - zum Beispiel mit einer Überarbeitung ihrer Ausstellungskonzepte.

Einerseits sind die Erwartungen an die Museen außerordentlich hoch, andererseits müssen Sie kräftig sparen. Kann das funktionieren?

Sander :

Die finanziellen Rahmenbedingungen haben sich ein wenig verbessert. Die Sparsumme von 3,5 Millionen Euro, die uns 2010 der damalige Senat auferlegt hat, müssen wir nun doch nicht aufbringen. Die erste Rate, nämlich die 500 000 Euro, die wir in diesem Jahr hätten sparen müssen, sind bereits zurückgenommen worden. So gehe ich davon aus, dass wir auch die beiden anderen Raten nicht erbringen müssen. Allerdings müssen wir unabhängig hiervon eine bereits 2009 beschlossene Sparvorgabe von rund 500 000 Euro in den Jahren 2011 bis 2013 erfüllen. Seit 2008 bekommen wir die Tarifsteigerungen verlässlich erstattet. Wir erhalten auch aus dem Ausstellungsfonds etwa 500 000 Euro pro Jahr. Trotzdem ist der finanzielle Rahmen außerordentlich eng. Damit große Dinge zu erreichen grenzt schon fast an Zauberei.

Die Besucher haben kaum wahrgenommen, dass es sich bei den bisher vier Museen um eine gemeinsame Stiftung handelt. Wird sich das ändern?

Sander:

Hier muss tatsächlich etwas geschehen. Die frühere Kultursenatorin Karin von Welck hat uns ja quasi die Quadratur des Kreises verordnet: Einerseits musste es eine gemeinsame Stiftung sein, zugleich sollten aber auch die Profile der einzelnen Häuser gestärkt werden. Das konnte nicht funktionieren.

Man könnte sich doch eine Stiftung mit hauptsächlich drei "Spielstätten" vorstellen.

Sander:

Wir müssen zunächst entscheiden, welches Thema für die Stiftung interessant ist, und im Anschluss entscheiden, an welchem Standort wir es zeigen. Da kann es zum Beispiel durchaus sein, dass ein Thema im Museum der Arbeit entwickelt wird, das dann im Hamburgmuseum oder in Altona gezeigt wird. Oder eben umgekehrt.