Die Schweizer Sängerin Sophie Hunger, Liebling sowohl der Feuilletons als auch der Indie-Nerds, überzeugte mit ihrer Band in der Fabrik.

Hamburg. Es ist wirklich erstaunlich, was für eigenwillige, aber großartige Künstlerinnen die internationale Songwriterszene in den letzten Jahren hervorgebracht hat. So muss auch die kanadische Sängerin Kyrie Kristmanson hier genannt werden, die am Sonntag in der Fabrik im Vorprogramm von Sophie Hunger auftrat. Ganz allein, nur mit Gitarre, Trompete und Fellkopfputz Marke Hanne Hukkelberg ausgerüstet, sang sie komplexe, mittelalterlich-folkloristische Lieder, "die man gut in der Prärie singen kann, weil niemand einen dort hört", wie sie sagte. Es braucht schon Mut, so vor großes Publikum zu treten. Applaus!

Noch mehr Applaus gab es im Anschluss bei Sophie Hunger, aber das ist auch keine Überraschung mehr. Die Schweizer Künstlerin ist sowohl Liebling der Feuilletons als auch der Indie-Nerds, so teilte sich auch das Publikum in gesetzteres Bildungsbürgertum und jüngere Dockville-Festival-Besucher, die Hunger schon im August in Wilhelmsburg bestaunen durften.

Festival-Wiese oder Klub: Hungers zierliche Erscheinung und schüchternes Wesen standen erneut 100 Minuten lang in einem unglaublichen Kontrast zu ihrer musikalischen Ausstrahlung. Ohne Pathos entwickelte sie mit ihrer Band sowohl in den lauten ("1983") als auch in den leisen ("Hotel Belfort") Momenten ergreifende Dramatik, mit "Citylights Forever" als Höhepunkt. Dabei war Hunger nicht in Bestform: "Ich bin krank und habe alle Chemikalien genommen, die mir angeboten wurden." Die wirkten!