Zwanie Jonson alias Christoph Kähler hat viele Musiker begleitet. Beim Reeperbahn-Festival präsentiert er sein Album “I'm A Sunshine“.

Hamburg. Es gibt Platten, die reicht man gern an gute Freunde weiter. Wie eine Schatzkiste, in der ein Stück Sonne ruht. Gerade glühend genug, um unsere Herzen zu wärmen. Der Hamburger Musiker Zwanie Jonson hat 2007 mit "It's Zwanietime!" ein solches Album veröffentlicht. Die Gitarrenklänge in seinen Songs kamen so federleicht herübergeweht wie eine Brise in einer lauen Nacht.

Nun hat Jonson, der mit bürgerlichem Namen Christoph Kähler heißt, seine zweite Soloplatte vorgelegt. Sie trägt den Titel "I'm A Sunshine". Das ist konsequent, denn es stimmt. Diese Musik ist Sonnenschein. Und wer jetzt den Kopf wegdreht wegen akuter Kitschgefahr, der hat nicht verstanden, dass jenseits von Rum- und Brause-Reklame eine Definition von Sonne im Kosmos des Pop existiert, die schlichtweg schön ist.

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Dass es vier Jahre dauerte, bis das Nachfolge-Album fertig wurde, liegt unter anderem daran, dass der 45-Jährige nicht nur für sich solo Musik macht. Als Schlagzeuger spielt er hauptberuflich in verschiedensten Bands. Er ist ein grundentspannter Dienstleister an den Drumsticks. Ein Arbeiter im Hintergrund, der den Puls gibt. Bei Fettes Brot und Nils Koppruch sitzt er ebenso an den Becken wie in der Live-Band von Wolf Maahn. Früher, in den 90ern, trommelte er in der Acid-Jazz-Formation disJam, die Fantastischen Vier entdeckten ihn für ihre "Lauschgift"-Tour. Und auch bei "Oliver Twist" im Thalia-Theater war Jonson bereits zu hören. Eine stilistische Vielfalt von Hip-Hop bis Rock, die vor Routine schützt.

Eines fühlt sich jedoch immer gleich an: "Jeder Song muss geil gespielt sein, er muss mit Seele gefüllt werden", erzählt er beim Kaffee, draußen im Portugiesenviertel. Wie bei seiner Musik pflegt Jonson einen unaufdringlichen Stil. Hellblaues Polo-Shirt, Jeans, Seitenscheitel. Zwanie heißt er, weil er früher, fürs Tresenstehen in der Kneipe, immer einen Zwanzig-Mark-Schein in der Jeans stecken hatte. "Damit kam man damals aus", sagt er und lächelt.

Auf die Frage, woher die Leichtigkeit in seiner Musik stamme, schaut Jonson zunächst ein wenig auf die Straße hinaus. Ein paar Anwohner plaudern am Kantstein, die Wirte kobern Gäste für ihren Mittagstisch. Dann antwortet er: "Ich bin nicht mit Punk aufgewachsen." Der Vater, ein Hobby-Pianist, spielte Jazz. Damals, in den 70ern, im Elternhaus in Pinneberg-Süd. Jonson hörte sich durch ein Spektrum von ABBA über Jimi Hendrix bis zu Soul.

Als Teenager baute er sich sein erstes Schlagzeug im Keller, hängte etwa Dosendeckel auf Kleiderbügel. Üben, Sessions, drauflos. Nebenbei noch andere Instrumente lernen, autodidaktisch, um das Vier-Spur-Gerät mit ersten Kompositionen zu füttern - das war sein Weg. Mit Anfang 20 entdeckte er schließlich das Singen für sich. "Ich habe gemerkt: ganz schön dünnes Stimmchen. Aber es hat mir einfach Spaß gemacht", sagt er und schaut ganz offen. Hier will keiner mit Eitelkeiten punkten. Wieso auch. Das Transparente ist ein großer Pluspunkt seiner Musik, ein Grund für die Leichtigkeit des Seins.

"Ich spüre nicht so eine Aggressivität in mir, ich muss das nicht so raushauen", sagt Jonson. Stattdessen läuft seine Stimme in "I'm A Sunshine" mit lässigem Timbre über hallende Gitarren, Querflötenglückseligkeit, Einsprengsel von Piano und Mundharmonika, Fingerschnippen und Saxofon-Soli, durchsetzt mit kleinen psychedelischen bis beatlesken Offenbarungen. Musik zum Durchatmen.

Ein ausschließlicher Schönwetterpoet ist Jonson aber nicht. Im Titelsong reihen sich Regen, grauer Himmel und Mondlicht aneinander. "Das sind so Gefühlszustände, gerade wenn man draußen sitzt, das Wetter spürt und auf der Suche ist, mit Menschen umzugehen", sagt Jonson. Es sind unterschiedliche emotionale Witterungen, die er in seinen Liedern ausmisst. Ein Mann zwischen zwei Frauen. Die Suche nach Ehrlichkeit in der Liebe. Oder schlicht die Dankbarkeit für eine Beziehung, die hält. Jenseits von "Romeo und Julia"-Dramatik. So wie in dem Stück "Singing About You", in dem Jonson offenbart: "I Give You My Love, My Lonelyness".

Meist entstehen seine Texte direkt während des Gitarrenspiels. "Das verschmilzt", wie Jonson es nennt. Gänzlich alleine war er jedoch nicht in seinem Studio, mit dem er soeben vom Michel aus in die Schanze gezogen ist. "Tolle gezupfte Gitarren" kamen von Lars Precht hinzu, erzählt Jonson. Die Philosophie der beiden, Musik zu machen, reflektiert der "Golden Song": Zusammenkommen, ein Bier trinken, das Schönste geben. Zu den künstlerischen Kumpels, die als Live-Band The Class heißen und am 24. September beim Reeperbahn-Festival auch im Moondoo-Club zu erleben sind, gehören zudem Philip Andernach am Bass, Daniel Florey am Keyboard und Thomas Herter an der Lead-Gitarre. Jonson spielt sein Schlagzeug im Stehen dazu und singt, in dem Song "Mexico Is Waiting" sogar im Duett mit Pascal Finkenauer. "Ein preußischer Soulsänger" ist der Kollege für Jonson. Und im Gegenspiel ergänzen sich die dunkle und die durchlässige Stimme aufs Spannendste.

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Die Möwen kreischen über dem Portugiesenviertel, Jonson blickt entspannt in den durchwachsenen Hamburger Himmel. Jenen, die seine Musik hören, legt sich ein Lächeln ins Gesicht. Ein Lächeln, das tief von innen strahlt.

Zwanie Jonson live Do 24.9., 20.00, Moondoo, beim Reeperbahn-Festival: 22.9.-24.9., 3-Tage-Ticket 59,50, 2-Tage-Ticket 45,-, Tagesticket 29,50