Die schwedische Band Junip vermählt psychedelischen Pop mit Jazzrock, Folk und 60er-Jahre-Musik. Am Sonntag spielt das Trio auf Kampnagel

Kampnagel. Der Name Gonzalez hat einen guten Klang auf Kampnagel. Vor ein paar Wochen lieferte Chilly Gonzalez, kanadischer Pianist mit Wohnsitzen in Berlin und Paris, dort ein grandioses Konzert ab, ein paar Monate früher war sein Namensvetter José González ebenfalls zu Gast. Der Sänger und Gitarrist gastierte in der Barmbeker Kulturinstitution zusammen mit The Göteborg String Theory, einem Multimedia/Musik/Kunst-Projekt aus seiner schwedischen Heimatstadt. Am Sonntag ist José wieder auf Kampnagel zu erleben, diesmal im Rahmen des Sommerfestivals, und zwar mit Junip, einer Band, die González schon gegründet hatte, bevor er als Solist vor allem in Großbritannien große Erfolge feierte.

Trotz seiner Karriere als Folk-Pop-Sänger hat der Schwede mit den argentinischen Wurzeln seine Freunde Tobias Winterkorn und Elias Araya nie aus den Augen verloren, auch wenn das Trio ungefähr zehn Jahre lang getrennte Wege ging. Araya verließ seine Heimatstadt Göteborg in Richtung Norwegen und Finnland, um zu studieren, Winterkorn arbeitete als Lehrer, baute sich aber auch ein Studio, in dem er immer wieder an Stücken rumfrickelte.

Seit Teenagerzeiten hatten die drei Schweden zusammen Musik gemacht und dabei viel herumexperimentiert. Ihre musikalischen Vorlieben umfassten eine enorme Bandbreite und reichten von Hardcore über Soul von Curtis Mayfield bis zu brasilianischer Popmusik, wie sie von Caetano Veloso und Milton gespielt wurde. Vor zehn Jahren bereits wollten sie ein Album unter dem Bandnamen Junip aufnehmen, doch erst im vergangenen Herbst erblickte die Platte das Licht der Öffentlichkeit. Zum ersten Mal live vorgestellt hat das Trio sie im vergangenen Jahr beim Reeperbahn-Festival.

Nachdem González 2007 sein Album "In Our Nature" fertiggestellt hatte, fingen die Freunde an, in Winterkorns Studio an ihrem Jugendtraum zu werkeln, doch es dauerte drei weitere Jahre, bis "Fields" vollendet war. "Ich hatte sehr viele Verpflichtungen aufgrund meiner Solokarriere, deshalb hatten wir selten Zeit, über einen längeren Zeitpunkt zusammen ins Studio zu gehen", erzählt González.

Mit den akustischen Songs ihres Sängers hat "Fields" überhaupt nichts zu tun. Junip spielt psychedelische Popmusik mit Jazzrock-Einflüssen, teutonischer Krautrock findet sich in den Kompositionen genauso wie Folkmusik aus Äthiopien. Das Ganze ist ein schillerndes Kaleidoskop aus allen möglichen Stilen und Kulturen, beinahe so etwas wie Weltmusik, nur dass sie in Skandinavien kreiert wurde.

Die Nummer "Rope & Summit" etwa erinnert an den Jazzrock der 70er-Jahre - Thomas Winterkorn ist ein großer Fan von Joe Zawinul, dem ehemaligen Keyboarder von Miles Davis und Weather Report. Auch den 60er-Jahren erweist das Trio in Songs wie "To The Grain" und "Always" seine Reverenz. Hier zeigt sich José González' Gespür für schöne Melodien, die seine Soloarbeit kennzeichnen und ihn zu einem modernen Troubadour gemacht haben. Doch innerhalb von Junip spielt er keine herausragende Rolle, sondern ist Gleicher unter Gleichen.

Wenn Junip auf die Bühne kommt, dann werden außer Arayas Schlagzeug und González' Gitarre sehr viele ungewöhnliche Keyboards auf der Bühne stehen. Tobias Winterkorn benutzt unter anderem einen Moog-Synthesizer und einige andere analoge Tasteninstrumente, die schon lange nicht mehr "state of the art" sind, aber einen ganz eigenen Klang besitzen. Aber genau das macht Junip aus: Die Band aus Göteborg klingt auf eine spannende Weise anders, sie ist rückwärtsgewandt, aber nicht nostalgisch.

Mit ihrer enormen stilistischen Bandbreite ist sie so bunt wie das gesamte Programm des Sommerfestivals. Insofern passt diese weltoffene und experimentelle Band ideal ins diesjährige Musikprogramm auf Kampnagel.

Junip So 21.8., 20.00, Kampnagel k2 (Bus 172, 173), Jarrestraße 20, Eintritt 22,- (Ak.); Internet: www.kampnagel.de , www.junip.net