Sie schien süchtig nach Lagerfeuer zu sein, ständig prasselte und knackte es irgendwo, und meist kam ich gerade rechtzeitig, um es zu löschen und so Schlimmeres zu verhindern. Ich konnte sogar nachts erwachen, weil sie in unserem Schlafzimmer ein Lagerfeuer entzündet hatte. Fragte ich sie, warum, entgegnete sie nur: Damit jemand es sieht, kommt und mich rettet.

Ihr Vater war zur See gefahren. Er war auf einer Insel gestrandet und hatte dort so lange Feuer gemacht, bis jemand es sah, kam und ihn rettete. Das prägt, sagte sie, und wann immer sie drohte, unglücklich zu werden, begann sie sofort, Brennstoff zu sammeln. In der ganzen Wohnung hatte sie es versteckt. An den unmöglichsten Orten fand ich es. Trockene Zweige unter dem Bett, Stroh in Strümpfen und Schlüpfern, Benzin in Schuhen und Prothesen. Möbel, die komplett aus Grillanzündern bestanden.

Es kam vor, dass ich von Weitem ein Lagerfeuer bei uns ausmachte, wenn ich heimkehrte. Doch betrat ich die Wohnung, hatte sie es oft gelöscht und nur der beißende Rauch verriet, dass ich mich nicht getäuscht hatte. Mit Tränen in den Augen standen wir dann da und wussten nichts zu sagen.

Zwei Jahre waren wir zusammen, als ich am ersten Tag des dritten Jahres von Ferne ein Tuten hörte. Ein Schiffstuten war hier, in Eppendorf, noch nie zu hören gewesen, und als ich ans Fenster trat, konnte ich meinen Augen nicht trauen. Da draußen schob sich tatsächlich ein Schiff durch die Straße, auf unser Haus zu. Im Ausguck des Schiffes ein bärtiger, halbnackter Mann mit Fernrohr. Sie war schon längst auf dem Balkon, sprang und winkte. Als es kurz darauf klingelte, schrie sie nur, es wäre für sie. Kurz darauf war sie verschwunden. Mir winkte sie nicht.

Dieses Erlebnis ist autobiografisch, und wer auf das Glück wartet, sollte es einmal mit einem Feuer versuchen, damit es einen findet. Am 27. Juli hat man die Möglichkeit dazu in der Zinnschmelze.