Ein Kommentar von Joachim Mischke

Manchmal passt einfach alles. Es gibt solche Momente, in denen sich plötzlich eine Tür öffnet, die sich nicht mehr schließen lässt. Die sind dann, und da passt das große Wort: historisch.

Die kreative Rebellion von unten gegen plumpe Geldgier und banales, unsensibles Stadtvermarktungs-Gewäsch sorgte dafür, dass ein klitzekleiner, fast vergessener Teil Hamburgs plötzlich für die ganze Stadt relevant wurde. Dass man endlich wieder Herz entwickelte, Heimatgefühl, Geschichtsbewusstsein, Stolz und Zorn. Mit einem Wort: Rückgrat.

Die Gängeviertel-Beleber, die anfangs ihr Glück selbst kaum fassen konnten, hatten aber nicht nur das Glück der Cleveren auf ihrer Seite. Sie inszenierten sich sehr geschickt als freundliche, selbstausbeutende Davids gegen die ausbeuterischen Immobilien-Investor-Goliaths, die andernorts schon ganze Straßenzüge ins Fassaden-Koma saniert haben.

Dass ihnen eine nicht unumstrittene Streitschrift genervter Künstler und Kreativer zu Hilfe kam, half allen Betroffenen. Denn gemeinsam waren sie stärker. Die Stadt lernte ihre Lektion: Künstler nicht mehr nur als Vorzeigeprodukte zu instrumentalisieren. Künstler, einige zumindest, lernten ebenfalls dazu: Wertschätzung durch die Politik muss nicht zwangsläufig auf Wertschöpfung ausgerichtet sein. Kultur ist mehr als Geld. Kultur braucht mehr als Geld. Von uns allen, in unser aller Namen.