Udo Lindenberg, Musiker, Künstler, Hamburger:

"Sie zerkloppen Stein für Stein unsrer alten Heimat für die aufgeblasenen Schickimicki-Vampire. Sie zerstören den echten Rock 'n' Roll in dieser Stadt ."

Dietrich von Albedyll, Chef der Hamburg Tourismus GmbH:

"Der Esso-Gebäudekomplex ist seit 1949 wichtiger und über die Grenzen Hamburgs hinaus bekannter Bestandteil der Reeperbahn. Beim geplanten Abriss sollte genau zwischen stadtplanerischer Notwendigkeit und der behutsamen Weiterentwicklung des Stadtteils abgewogen werden."

Markus Schreiber, Leiter des für die Reeperbahn zuständigen Bezirksamtes Mitte, SPD:

"Dass die Kult-Tankstelle verschwindet, ist sehr schade. Dass dort neue Sozialwohnungen entstehen ist gut, und wir werden dafür sorgen, dass kein Mieter verdrängt wird, sondern alle Mieter ein Rückkehrrecht erhalten. Auch das Molotow, Hundertmark und die anderen kieztypischen Nutzungen müssen eine Rückkehrmöglichkeit haben. Ich wünsche mir wieder einen Treffpunkt, einen Ort des sozialen Austausches an dieser Stelle, und glaube, dass wir das hinkriegen."

Reinhard Wolf, Bereichsleiter Infrastruktur der Handelskammer:

"Im Grundsatz gilt: St. Pauli ist für Hamburg ganz wichtig, das betrifft natürlich auch die Bereiche Kultur und Tourismus. Es darf aber keine Veränderungssperre geben, gerade nicht in einem so dynamischen Stadtteil. Allerdings muss den Künstlern und Klubs auch künftig Raum gewährt werden. Ich appelliere daher an die Investoren, einen offenen Dialog mit den heutigen Nutzern zu führen."

Andy Schmidt, Betreiber des vom Abriss bedrohten Musikklubs Molotow:

"Kein Abriss der Esso-Häuser! Der Kiez hat in den letzten Jahren schon viel zu viel von seinem Gesicht verloren. Irgendwann ist von St. Paulis einzigartigem Flair nichts mehr übrig."

Schorsch Kamerun, Musiker und Theater- Regisseur:

"Ich glaube, dass ein Abriss der Esso-Häuser den Todesstoß für eine der letzten Andersartigkeiten in einem sowieso stark kaputt-erneuerten Quartier der näheren Astra-Hochhaus-Umgebung zwischen Elbe und Reeperbahn bedeutet. Unsere kreuzblöde Stadtplanung, welche auf der einen Seite in ständiger Eigenwerbung von toller, unangepasster Quirligkeit in Szenevierteln schwärmt, scheint unfähig dazuzulernen. Hamburg ist auf dem besten Wege – anscheinend freiwillig –, sein Potenzial endgültig in den viel zitierten Wind zu schießen."

Amelie Deuflhard, Intendantin der Kampnagel- Kulturfabrik:

"Durch den geplanten Abriss der Esso-Häuser ist ein weiteres Kiez-Biotop in Hamburg bedroht. Gerade hier, mitten im Hamburger Rotlichtviertel, leben unterschiedlichste Menschen auf engem Raum zusammen: Studenten, Künstler, Altpunks, Prostituierte, Migranten, alte Menschen, Familien – alle verschiedenster Herkünfte und sozialer Schichten. Hier gibt es noch günstigen Wohnraum, Klubs, subkulturelle Bars. Hier rockt Hamburg noch, zeigt sich authentisch, multikulturell, anarchisch und ein wenig archaisch. Und an der Esso-Tankstelle bildet sich dieses Leben wie in einem Mikrokosmos ab. Die kultigste Tanke der Republik verkauft nicht nur Benzin und Öl, sondern fast alles, was man in der Nacht sonst so braucht. Hier findet sich das bunte Völkchen der Anwohner ein, ebenso wie Nachtschwärmer aus Hamburg oder von anderswo. Dieser Kiez ist ein starkes Stück Hamburg! Er soll und kann und muss weiter bestehen!"

Thomas Collien, Intendant des St.-Pauli- Theaters:

"Zugegebenermaßen sind die Häuser rott, aber man darf einem alten, lebensnotwendigen Kiezkörper nicht das Herz rausreißen. Ein neuer Schrittmacher ist okay, aber nur, wenn man die Organe bei der OP nicht verletzt. Neubau nur unter Berücksichtigung alter Strukturen und Rücksichtnahme auf das Umfeld, mit einer Garantie für die ehemaligen Bewohner, bleiben zu können – nicht noch mehr "Becks-Gold-Konsumierer" und "Grapefruit-Biertrinker" auf dem Hamburger Berg, sonst geht’s abwärts Richtung HafenCity. Nicht umsonst haben wir der Esso-Tanke auch auf der Bühne ein Denkmal setzen wollen. So spielen wir jedes Jahr unsere "reale Kiezweihnachtsgeschichte" "Nachttankstelle" von Franz Wittenbrink, die sich mit der Esso und ihrem sozialen Umfeld beschäftigt."

Corny Littmann, Besitzer des Schmidt-Theaters und ehemaliger Präsident des FC St. Pauli:

"Es ist schwierig, denn es geht um zweierlei: Es geht um Schaffung preiswerten Wohnraumes auf St. Pauli und um den Erhalt. Ob der Erhalt zu gewährleisten ist in den bestehenden Häusern, vermag ich nicht zu beurteilen, weil ich die Bausubstanz nicht kenne. Das müssen Fachleute beurteilen. Zweitens geht es darum, dass die dortigen Gewerbebetriebe in ihrer Vielfalt unter allen Umständen erhalten bleiben. Das ist mir ein sehr wichtiges Anliegen. Es gibt Musikklubs, es gibt Diskotheken, "Hundertmark". Das ist sehr lebendig: die Szene, die sich dort entwickelt hat. Der Erhalt zielt aber mehr auf den Inhalt dessen, als dass man sagt: Es muss zwangsläufig in den alten Räumlichkeiten erhalten bleiben. Zur Esso-Tankstelle habe ich mal gesagt, sie sei der Marktplatz und der Dorfmittelpunkt von St. Pauli. Wenn man die Esso-Tankstelle schließt, sollte man sich Gedanken machen, wie man den Dorfmittelpunkt erhalten und gewährleisten kann."

Meinhard von Gerkan, Architekt des Hamburger Flughafens:

"Ich habe ein ambivalentes Verhältnis zu dieser Ecke: Sie ist kein Schmuckstück, aber doch ein Stück Identität der Reeperbahn, von St. Pauli, von Hamburg und hat ein ganz eigenes Milieu. Wenn ich wüsste, dass da wirklich etwas entsteht, das nicht nur darauf ausgerichtet ist, Kasse zu machen auf einem Grundstück in guter Lage, sondern dass hier etwas entsteht, das dem Milieu entspricht und ein Angebot für die Bürger enthält, dann könnte man über einen Abriss reden. Sonst aber: lieber so lassen als verschlimmbessern. Einziges Problem: Zur "Tanke" müssen Autos kommen, die eigentlich stören und viel Platz beanspruchen. Aber vielleicht kann man die ja auch unter die Erde legen."