I Blame Coco, die Band von Coco Sumner, spielt am 23. März im Knust. Dafür, dass sie nebenbei auch Stings Tochter ist, kann sie ja nichts.

Es hilft auf den schwankenden Brettern des Popbusiness, wenn man schon mal einen Namen hat. Der Name, den Eliot Paulina "Coco" Sumner für ihre Band auswählte, hat da durchaus programmatisches Potenzial: I Blame Coco. Wenn also die Töne der "Coco" Sumner missfallen sollten, ist nicht Papa Sting schuld, sondern seine Göre selbst. Ist zwar gar nicht so schlimm, was I Blame Coco da verzapft. Die Neuerfindung der Popmusik ist ihr mainstreamig angelegter Frauenpower-Punk allerdings auch nicht.

Mit ein paar Singles fing "Coco" Sumner Mitte der Jahre 2000 an, Musik auf ihrer Myspace-Seite zu veröffentlichen. Beim Ergattern eines raren Plattenvertrags bei Island Records mag ihr der väterliche Name sicherlich die ein oder andere Tür geöffnet haben. Ein veritabler Hit steht aber noch aus. Das Album verkauft sich in Deutschland eher mäßig, aber allemal erfolgreicher als auf der Insel. Auch wenn die dichte Taktung der Drums an The Police erinnert und die gepresste Singweise ganz den Vater erahnen lässt. Aber Talent vererbt sich nun mal genauso wenig automatisch wie die Fähigkeit, ein Land politisch zu führen.

Mehr Glück hatte da Charlotte Gainsbourg, Tochter des Chansongottvaters Serge Gainsbourg und der britischen Aktrice Jane Birkin. Dass sie mit ihrem Vater 1984 den Song "LemonIncest" anstimmte, der selbst ernannte Sittenwächter auf den Plan rief, hat ihr zumindest nicht geschadet. Ihr erstes Album "Charlotte for Ever" (1986), produziert vom Vater, ist zwar eher noch unter Jugendsünde abzuspeichern, mit "5:55" (2006) und dem rüden, verstörenden "IRM" 2009 ist sie allerdings souverän aus seinem Schatten herausgetreten. Stärker noch gelingt ihr das allerdings auf der Leinwand.

Den Fluch berühmter Eltern hat sie schon früh gespürt. In Interviews jammert sie mit Vorliebe darüber, wie irrsinnig gerne sie selbst so exzentrisch wäre wie ihre Eltern damals. Und sagt dann entschuldigend, als Kind zweier Paradiesvögel neige sie zur Spießigkeit.

Aus dem Schatten des Vaters herauszutreten und selbst ein leuchtender Stern am Musikfirmament zu sein ist wohl keinem Nachfahren so souverän gelungen wie Rosanne Cash. Die älteste der vier Töchter der Country-Legende ist als Künstlerin längst etabliert mit eigener Stimme und sehr persönlichen Texten. Elf Nummer-eins-Hits konnte sie in der Country-Hitparade landen.

Ähnliches Lob kann sich höchstens noch Rufus Wainwright ans Samtrevers heften. Der Schatten seines Vaters, Loudon Wainwright III und seiner Mutter, der Countrygröße Kate McGarrigles, ist verdammt lang. Als Kind trat Rufus noch mit Schwester, Mutter und Tante als The McGarrigle Sisters and Family auf, doch irgendwann emanzipierte er sich. Ging seinem Interesse für Opern und melodramatischen Pop nach. Und hatte Erfolg damit. Seine soeben geborene Tochter Viva Katherine Wainwright Cohen, die er gemeinsam mit Lebensgefährte Jörn Weisbrodt großzieht, hat dann auch nicht irgendeine Mutter im Stammbuch, sondern Lorca Cohen, Tochter von Folk-Legende Leonard Cohen. Keine Frage, da pflanzt sich eine Dynastie fort.

Es reicht aber nun mal nicht immer aus, die Tochter oder der Sohn "von" zu sein. Mimi Müller-Westernhagen, in London lebende einzige leibliche Tochter von Moaaarius , hat bislang vor allem als Nacktmodel im "Playboy" für Schlagzeilen gesorgt. Weniger mit dem schmutzigen Punkrock ihrer Band Battlekat. Jetzt versucht sie sich an mädchenhafteren Solo-Arbeiten. Wirklich schlecht getroffen hat es aberJoelina Drews, Tochter des selbst ernannten Malle-Königs Jürgen Drews. Ihre peinliche Euro-Disco-Nummer "Trendsetter" ist 100 Prozent talentfrei. Hach ja. Eben ganz der Papa.

I Blame Coco Mi 23.3. 20.00, Knust (U Feldstraße), Neuer Kamp 30, Tickets ab 20,60 im Vvk.; www.iblamecoco.co.uk