Der berühmte Pariser Bepflanzungs-Künstler Patrick Blanc möchte den umstrittenen City Hof-Komplex am Klosterwall begrünen.

Hamburg. Der Pariser Gartenkünstler Patrick Blanc will ein Exemplar seiner weltberühmten "vertikalen Gärten" in Hamburg installieren und hat sich dafür den City Hof ausgesucht, die vier stadteigenen Hochhäuser am Klosterwall nahe dem Hauptbahnhof. Blanc könnte sich vorstellen, die schmalen, teilweise fensterlosen Nordseiten der Gebäude mit einer senkrechten Pflanzenpracht zu dekorieren. Damit wäre Hamburg, die "European Green Capital 2011", an prominenter Stelle um eine weithin sichtbare (Touristen-)Attraktion reicher, die von bleibenderem Wert wäre als das Etikett.

Blanc ist von Haus aus Botaniker und wurde auch durch spektakuläre Kooperationen mit den Elbphilharmonie-Architekten Herzog & de Meuron international bekannt. Gemeinsam entwickelten sie das Konzept für das Fassaden-Ensemble des Caixa-Forums, eines an das Hamburger Konzerthaus erinnernden Kulturzentrums in Madrid. In der gemeinsamen Planung befindet sich derzeit ein Museum für moderne Kunst in Miami. Auch für das von Jean Nouvel entworfene Museum am Pariser Quai Branly hat Blanc Fassadenteile winterfest begrünt. Er verzierte bereits Einkaufszentren und Hotels, Privatwohnungen und sogar Parkhäuser.

Blancs Gartenkunst am Bau gilt als radikale, ästhetisch sehr reizvolle Umsetzung der Forderung, lebendiges Grün in zubetonierte Großstädte zu holen. Damit die lebendigen Fassaden an den Wänden haften, pflanzt Blanc die individuell zusammengestellten Gewächs-Mischungen in synthetische Vliese, die, auf Metallstreben montiert, mit einem ausgeklügelten Bewässerungssystem kombiniert werden. Die Materialkosten veranschlagt Blanc auf etwa 600 Euro pro Quadratmeter.

Blanc stellte seine Arbeitsweise jetzt bei einem Vortrag in der Freien Akademie der Künste vor, zu dem ihn die Gesellschaft zur Förderung der Gartenkultur eingeladen hatte.

Mit dieser Idee Blancs, von der Mitte-Bezirksamtschef Markus Schreiber (SPD) bereits fasziniert sein soll, blüht eine Diskussion um die vier Häuser auf, die sich im vergangenen Jahr einmal im Kreis gedreht hatte. Denn der Ende der 1950er-Jahre fertiggestellte Komplex, der Eigentum der Sprinkenhof AG ist, sollte damals abgerissen oder verkauft werden. Außerdem hatte die Bahn AG das Grundstück als Standort der Konzernzentrale im Blick.

Einen Abriss befürwortete Oberbaudirektor Jörn Walter. Und Schreiber, der mit seinen 1100 Mitarbeitern dort residiert, wollte die ungeliebten Gebäude schnell verlassen. Erst war ein Umzug in die HafenCity, dann in die Wirtschaftsbehörde im Gespräch. Das hat sich inzwischen erledigt. "Wir bleiben hier", sagt ein Amtssprecher. Denn die Wirtschaftsbehörde sei zu klein.

Grund für den schlechten Ruf der vier Gebäude, die weder baufällig noch unfunktionell sind oder am falschen Platz stehen: Der Büroblock ist mit seiner schmutzig-grauen Fassade und der ungepflegten, vom Leerstand geprägten Ladenzeile unansehnlich geworden. Verschandelt wurde der 42 Meter hohe City Hof Ende der 70er-Jahre. Denn ursprünglich hat der Hamburger Architekt Rudolf Klophaus eine klare Formensprache gewählt. Klophaus hatte zwischen 1935 und 1939 in der Umgebung bereits den Altstädter Hof, das Bartholomayhaus und das Pressehaus entworfen. Oberbaudirektor Werner Hebebrand hatte sich intensiv in die Bauplanung eingeschaltet. Die Fassade mit quadratischen, weißen Keramikplatten verschwand 1978 hinter grauem Eternit. Damit - und durch weitere Aufbauten auf dem Dach - erhielt der City Hof ein anderes Gesicht; die Fenster sitzen nun nicht mehr bündig und erinnern eher an Gefängnisbauten.

Ende der 1950er-Jahre hatte der Senat den Komplex noch als "Beginn einer großzügigen städtebaulichen Komposition" gefeiert: mit Arbeitsplätzen für 5000 Menschen, einer elf Meter tiefen Garage für 400 Autos, einer Tankstelle, einer Ladenpassage für 100 Geschäfte, einem Kino und einer Rolltreppe von der U-Bahn in die Ladenpassage. Für 15 Millionen Mark sollte ein Waren- und Kontorhaus nach US-Vorbild entstehen. Doch vieles, wie das Kino, wurde nicht verwirklicht oder funktionierte nicht. Blancs Konzept würde in diesem Teil der Innenstadt am Rande der Museumsmeile und kurz vor der HafenCity neue Hoffnung sprießen lassen.