Das Historiendrama “The King's Speech“ ist Schauspielerkino voll emotionaler Kraft, meisterhaft in Szene gesetzt von Tom Hooper.

Ein König, der nicht reden kann, ist nur ein halber König. Zu wissen, dass das halbe britische Königreich und noch einige Länder mehr am Radio zuhören, muss der Horror sein. Der König, um den es hier geht, ist George VI., der Vater von Queen Elizabeth II. Wir schreiben das Jahr 1939, am Vorabend des Krieges mit Deutschland. Die Rede, eben "The King's Speech", soll die wichtigste des Monarchen werden. Sie erfordert Standhaftigkeit, Klarheit, Entschlossenheit. Das Problem: King George stottert seit frühester Kindheit.

Tom Hoopers Film, für zwölf Oscars nominiert, beginnt 1925. Prinz Albert (Colin Firth), Sohn von König George V. (Michael Gambon) und Herzog von York, hat soeben im voll besetzten Londoner Wembley-Stadion vor Millionen Radiohörern die Rede anlässlich der Empire-Ausstellung in den Sand gesetzt. Bertie, so sein Spitzname, braucht Hilfe. Dringend. Seine Frau Elizabeth (Helena Bonham Carter) engagiert darum den eigenwillig-verschrobenen Sprachtherapeuten Lionel Logue (Geoffrey Rush). Lionel, Australier zudem, pflegt unorthodoxe Methoden und pfeift auf die Monarchie - sehr zu Berties Unwillen ...

"The King's Speech" ist großes Schauspielerkino. Colin Firth undGeoffrey Rush liefern sich als Antagonisten punktgenaue und elegant geschriebene Wortgefechte, in denen - bei allem Ernst der Lage - komische Funken sprühen. Darüber hinaus lässt der Film detailverliebt die 20er- und 30er-Jahre wieder aufleben - sowohl im Set-Design als auch in der Beschreibung der unterschiedlichen Klassenverhältnisse und der politischen Stimmung jener Jahre. Gedreht hat Hooper überwiegend in Innenräumen, langen engen Fluren, erdrückenden Aufnahmestudios oder vollgestellten Wohnzimmern. Kein Wunder, dass es dem Prinzen hier die Kehle zuschnürt. Meisterlich auch Hoopers Inszenierung der Rede, die den Film beschließt. Colin Firth verkörpert kongenial die Anspannung und den Versuch, Haltung zu bewahren, während sein näheres Umfeld mit Schrecken auf jede Pause reagiert. Eine Szene von großer emotionaler Kraft. Wie viele Oscars es wohl werden?

+++++ The King's Speech GB/USA 2010, 118 Min., ab 12 J., R: Tom Hooper, D: Colin Firth, Geoffrey Rush, täglich im Abaton (OmU), Cinemaxx Dammtor, Holi, Passage, Streit's (OF), UCI Mundsburg, Zeise; www.thekingsspeech.senator.de