Die sehenswerte Dokumentation “Plastic Planet“ beschäftigt sich mit dem Plastikmüll, der in unserer Gesellschaft massenhaft anfällt.

Es könnte sein, dass Sie nach diesem Film zögern, bevor Sie einen Schluck aus ihrer Plastikflasche nehmen. Vielleicht lassen Sie auch Ihr Autofenster einen Spalt auf, um den Ausdünstungen ihrer Armaturen zu entkommen. Oder Sie packen das Pausenbrot von der Plastikbox in eine Papiertüte um.

Denn obwohl es manchmal etwas naiv erscheint, wie der Wiener Filmemacher Werner Boote in Manier eines Schmalspur-Michael-Moore auf der Spur von Plastik um die Welt reist, erschreckt, was er dabei an die Oberfläche befördert.

Natürlich weiß man bereits, dass Kunststoff so unverwüstlich wie schädlich ist, es gab Skandale um Babyschnuller und Kinderspielzeug, immer wieder werden Bilder von den Plastiksammlern auf der Müllkippe von Kalkutta gezeigt. Doch Boote fügt viele Puzzlesteine zusammen. Er zeigt, dass Inhaltsstoffe von Plastik geheim gehalten werden. Er führt vor, dass man Plastik isst, trinkt und atmet, genauer: Bisphenol A, eine schädliche Chemikalie. Und er macht klar, dass Plastik überall ist.

Ganze sechsmal könnte man die Erde bereits mit Kunststoff umwickeln. Schöne bunte Welt auch am Strand: Durchleuchtet man den Sand, ist er wegen des Plastiks kunterbunt, Seevögel hingegen halten die Plastikteilchen für Plankton, verfüttern sie an ihre Kinder, die elendig verhungern, während Fische ihn aufnehmen und wir sie anschließend essen.

Die Weltmeere sind an den Plastikmüll verloren. Es gibt Gebiete, in denen sich 60-mal mehr Plastik als Plankton befindet, während sich nahe Hawaii ein riesiger Wirbel gebildet hat, in dem drei Millionen Tonnen Plastik rotieren. Jahrhundertelang wird er sich nicht zersetzen, genauso wenig wie die Plastiktüten in der Sahara. Boote trifft Ärzte, Biologen, Vorsitzende der Plastikindustrie und Visionäre für eine plastikfreie Welt.

Am Ende wird er Blumen an das Grab seines Großvaters legen, der als Geschäftsführer von Interplastik die Plastikwelt miterschaffen hat. Der persönliche Touch scheint überflüssig, der wissenschaftliche ist unverzichtbar.

++++- Plastic Planet A/D 2009, 99 Min., o. A., R: Werner Boote, täglich im Abaton; mehr Informationen im Internet unter www.plastic-planet.de