Im Barmbeker Komponistenviertel passierten zwei Tragödien, es betraf die Gastronomie: Ein Jamaikaner musste aufgeben, weil Rassisten sich zusammenrotteten und ihm die Scheiben einschmissen; ein Sarde war mit seiner Trattoria Sardegna sofort der König im Viertel, wollte Kaiser von Hamburg werden, ist an die Alster neben Paolino umgezogen und scheiterte. Was Erfreuliches nun in der Mozartstraße, praktischerweise hat dort die Mozart-Stube eröffnet - an Österreichern besteht Bedarf, die Hamburger wünschen sich diese Küche viel öfter.

Das Gesicht der Wirtes hat die Dramatik eines Paulchen Kuhn

Willi Molin stammt aus der Steiermark wie Elfriede Jelinek (Literaturnobelpreisträgerin) und Arnold Schwarzenegger (mehrfacher Weltstar): Der Steirer an sich knurrt gern mal, aber wenn er lacht, dann kommt es ganz aus dem Innern. Der Steirer liefert keinen Wiener Schmäh, der ja doch zu sehr glitscht. Molin lebt und feiert intensiv, sein Gesicht hat die Dramatik eines Paulchen Kuhn, er kocht keinen Luxus, sondern das Deftig-Einfache zu Gastfreundschaftspreisen.

Die Nachbarn, Studenten und Arbeiter sind schon da und essen die Stammgerichte und Klassiker, etwa Saftgulasch mit Spätzle oder das Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat (sehr gut), den Zwiebelrostbraten mit Salzkartoffeln oder einen Kümmelbraten mit Sauerkraut und Serviettenknödeln, das Backhendl oder den Tafelspitz mit Apfelkren. Auch Fisch gibt's (Lachs in Pfeffersauce), neben dem Rinderfilet duften die Steinpilze, und wer unbedingt was Italienisches braucht, kriegt Spaghetti oder Antipasti (der Mittagstisch liegt bei 4,90 bis 7,50, abends kosten die Hauptspeisen 8 bis 24,50 Euro).

Den Zweigelt und den Veltliner entdecken die Barmbeker gerade

Der Wirtshund döst vorm Tresen, ab und zu blinzelt er, als würde er denken, warum müssen die Menschen immer so einen Wirbel ums Essen machen? Hinterm Tresen steht Willis Frau, die Elisabeth, das Blond ihrer Turmfrisur passt schön zum Warsteiner Pils vom Fass - die Weinkarte ist noch im Aufbau, den Zweigelt und Veltliner entdecken die Barmbeker gerade, obwohl sie von ihrer Natur her eher Biertrinker sind. Eine Fügung, dass der Weißwein aus Lugano so heißt wie der Wirt, ein Spitzenstoff (Flasche 24,50).

Neben der Mozart-Stube brät Michael Weißenbruch seine Currywürste für Feinschmecker, gegenüber ist das Xiao Xiang, einer der letzten chinesischen Chinesen, jetzt Willi Molin: Er kann bald der dritte König im Viertel sein, das sollte und wird ihm reichen.

Mozart-Stube Mo-Fr 12.00-15.00 und 18.00-23.00, Sa ab 17.00, So 12.00-23.00, Mozartstraße 27 (Bus 172/173), T. 670 33 34