Nur Günter Grass darf nicht zum thematisch fixierten Poetry Slam. Wie immer

Stage Club. Der Poetry Slam ist für manchen Pädagogen und Kulturschaffenden mal so etwas wie der Ausweg gewesen, die Jugend doch noch für die schöne Sache der Literatur zu interessieren. Die Sprech-Akte der Verbalathleten wirken ja auch grundsätzlich spannender als Gedichte Joseph von Eichendorffs, und viel besser noch: Man muss sie nicht lesen, rezitieren oder interpretieren, sondern sich lediglich unterhalten lassen. Und das mag sie ja, die Spaßgesellschaft: sich von vorn bis hinten entertainen zu lassen. Wenn einer schnell sprechen kann und witzig und dazu besser mit Sprache umgehen kann als ein Comedian, dann hat er die Gunst des Publikums sicher.

Poetry-Slammer müssen vor dem Publikum bestehen

Poetry Slam ist wie eine Lesung, nur ohne Günter Grass. Aber anders als der Solitär aus Lübeck befolgen die Poetry-Slammer ganz genau die Regeln: Sie kostümieren sich nicht, zum Beispiel, und sie nutzen auch keine anderen Hilfsmittel. Sie haben auch keine 700 Seiten Zeit, sondern in der Regel fünf Minuten. Poetry Slammer müssen übrigens nicht vor den Rezensenten bestehen, sondern vorm Publikum. Das vergibt Noten, will aber auch Abwechslung. Weil beim verbalen Freistil aber alle Themen irgendwann mal erschöpft sind, respektive die Sprachkunst ganz sicher (beim Poetry Slam) nur mit dem arbeitet, was sie kennt, werden in der kulturindustriell geprägten Event-Veranstaltung gern einmal Themenabende verabredet.

Nichts ist schwerer zu bewerkstelligen als unpeinliches Sexgelaber

Sex verkauft sich immer, deswegen nennt der Stage Club seine "Spitzenunterhaltung" mit ekstatischen Reimern und Raunern "Erotik Special". Man darf davon ausgehen, dass hier nicht nur gestöhnt wird, weiß aber: Nichts ist schwerer als unpeinliches Sexgelaber. Mit dabei, verspricht die Einladung, ist Slam-Luder Jenny-Dorothea (aka Horst Slammer). Wie auch immer sie heißen mag: Hauptsache, sie ist schön schmutzig. Als "besonderer musikalischer Leckerbissen" ist "die wunderbare und unvergessliche Filiz Dakar" versprochen.

Poetry Slam Deluxe "Erotik Special", heute 21.00, Stage Club (S Holstenstraße), Stresemannstraße 163, Eintritt 5,-; Infos im Internet unter www.dynamicstylez.com