Ein Kommentar von Armgard Seegers

Natürlich verlässt niemand sein Zuhause wegen einer Kultursenatorin. Das wäre ja lachhaft. Hamburgs berühmter Maler Daniel Richter und seine Frau, die Regisseurin Angela Richter, waren im Juni nach Berlin gezogen. Und Daniel Richter hatte zornig behauptet: "Frau von Welck mit ihrer Mischung aus Machtgier und Inkompetenz und den ewigen Erklärungen, das hält man auch nicht mehr aus." Mag sein. Schließlich haben wir uns ja alle schon über die hiesige Kulturpolitik geärgert, beispielsweise wenn biedere Intendanten auf Ewigkeiten verlängert werden und Hamburg dadurch seinen Ruf als Theaterstadt verliert.

Richter hat nun zugegeben, dass Privates, nicht Protest der Grund für seinen Umzug gewesen sei. Doch auch bei Richter ist das Private politisch: "In Hamburg herrscht Langeweile, wir wollten eine Debatte anstoßen." Die Berliner Kulturpolitik sei besser als in Hamburg. "Der Stadt bleibt doch gar nichts anderes übrig, als ihr nicht vorhandenes Geld in Kultur zu stecken. Da wird ja nichts produziert. Hauptstadt, Kultur, sonst ist hier ja nichts", sagte der Maler.

Recht hat er. Berlin protzt bewusst mit seinem kulturellen Humus, der kreativen Atmosphäre. Weil es das Einzige ist, was junge, kreative Menschen anlockt. Hamburg ist nicht arm, aber auch nicht sexy. Die Stadt muss wieder aufregende, anregende Künstler gewinnen. Zu viele sind schon nach Berlin gegangen.