Die Schau “Gute Aussichten“ präsentiert aufregende junge Nachwuchsfotografie

Hamburg. Wohin geht die Gegenwartsfotografie? Betrachtet man die Arbeiten der sieben Teilnehmer der diesjährigen Schau "Gute Aussichten. Junge Deutsche Fotografie 2011/2012", verbietet sich jede allgemeingültige Aussage. Zu individuell sind die formalen und ästhetischen Ansätze. Das einzig Verbindende ist der hohe handwerkliche und konzeptionelle Anspruch. Eine neue Lust, Geschichten, kuriose, wie kritische, mit Bildern zu erzählen.

Zum achten Mal zeigt diese Bestenschau als unabhängige Plattform junge Fotografie von frisch diplomierten Hochschulabsolventen. Bis zum 3. Juni ist sie im Haus der Fotografie zu sehen, außerdem in Berlin, Washington, Innsbruck, Köln, Straßburg und Frankfurt am Main. Eine achtköpfige Jury aus Kuratoren, Kunsthistorikern und Fotografen hat die sieben Besten aus 95 Bewerbungen von 36 Institutionen destilliert.

Mit Johannes Post hat ein Absolvent der Hochschule für bildende Künste (HFBK) Hamburg eine der erstaunlichsten Arbeiten abgeliefert. Für "Inform" hat Post einen Satz eigener Kleidung in Scheiben geschnitten und eingescannt. Das Ergebnis sind zwei strenge, großformatige Segmentreihungen. Die Kleidungsstücke wirken wie aufgespießte Käfer. Post interessiert der Moment der pseudowissenschaftlichen Erkenntnis, der Grad an Abstraktion, der durch Isolation der Schichten entsteht.

Biografie und Theorie vermischt auf faszinierende Weise der Zyklus "Dear Clark" von Sara-Lena Maierhofer. Die Absolventin der Fachhochschule Bielefeld hat sich auf Spurensuche des Hochstaplers Christian Karl Gerhartsreiter begeben, der unter acht verschiedenen Identitäten und Pseudonymen wie Clark Rockefeller seine Umwelt narrte und inzwischen unter Mordverdacht in den USA im Gefängnis sitzt. Maierhofer verbindet in ihrer Installation aus 66 Fotografien und Dokumenten sowie einem "Hochstapler-Toast"-Objekt biografische Elemente mit dem Mythos Amerikas. Auch im Betrachter löst das eine Beschäftigung mit den eigenen Sub-Identitäten aus.

Weitere Arbeiten stammen von Sebastian Lang, Miriam Schwedt, Luise Schröder und Franziska Zacharias. Julia Unkels Versuch, in "Im Angesicht" eine wertfreie Annäherung an das Thema Schlachthof zu wagen, geht bedingt auf. In der Fotografie hat auch das Klinische einen Subtext der Grausamkeit. Trotzdem gute Aussichten.

Gute Aussichten. Junge Deutsche Fotografie 2011/2012 bis 3.6., Haus der Photographie/Deichtorhallen, Deichtorstraße 1-2, Di-So 11.00-18.00, jeden ersten Do im Monat bis 21.00