St.-Pauli-Sportchef Helmut Schulte liest Sachbücher und Romane

Mein erstes Buch war "Mit Peter durch den Kreis Olpe". Eine Schullektüre für Leseanfänger, da kann ich mich noch gut dran erinnern. Ich muss schon etwas schmunzeln, wenn ich an dieses Buch zurückdenke: Heimatkunde in Nordrhein-Westfalen! Stubenhocker und Leseratte war ich als Kind nicht, ich war einfach lieber draußen unterwegs. Ich stamme aus bescheidenen Verhältnissen, da war es schon etwas Besonderes, einmal ein Buch geschenkt zu bekommen.

Damals gab es noch keine Buchpräsentinflation wie heute. Ob meine Kinder die Bücher, die sie ständig geschenkt bekommen, auch alle wirklich lesen? Ich lese bestimmt mehr als sie, behaupte ich jetzt mal, am liebsten Sachbücher. Nicht unbedingt über Fußball, sondern eher aus dem Bereich Psychologie. Aus beruflichen Gründen interessiere ich mich da besonders für das Gebiet "Menschenführung".

Romane lese ich aber auch gerne. Ich bin ein großer Fan von John Irving, "Gottes Werk und Teufels Beitrag" war lange mein Lieblingsbuch. Mittlerweile habe ich ein neues: "Das Herzenhören" von Jan-Philipp Sendker. Krimis lese ich überhaupt nicht, Mord und Totschlag muss nicht sein.

Literatur bedeutet für mich, wenn sie fiktional ist: Unterhaltung und Erbauung. Früher habe ich alles von Hermann Hesse gelesen. Jetzt lese ich die alten Bücher noch einmal. Unlängst erst "Siddharta" - man liest mit dem Abstand vieler Jahre Romane durchaus anders. Ich lese im Urlaub, abends vor dem Einschlafen und auf Auswärtsfahrten mit dem FC St. Pauli. Dass Fußballer nicht lesen, sondern lieber an der Playstation daddeln, ist übrigens ein Vorurteil. Es gibt auch in unserem Kader Spieler, die lesen.

Buchtipps bekomme ich von meiner Frau, sie ist leidenschaftliche Leserin. Wir haben mehr als 5000 Bücher in unseren Regalen. Es werden immer mehr, und deswegen sortieren wir auch mal aus und um. Aber weggeschmissen wird nichts: Wir wollen mit Büchern leben. Bücher sorgen einfach für eine gute Atmosphäre. Und humorvoll sehen kann man das Umstelltsein von Büchern im heimischen Wohnzimmer auch: Vielleicht findet ja ein Transfer von der in den vielen, vielen Büchern versammelten Klugheit auf einen selbst statt, ohne dass man sie lesen muss.

Aber ganz ernsthaft sind die Bücher am besten, die man auch liest. Die Lektüre vermittelt dem Leser Erfahrungen, die er selbst nicht machen würde. Durch das Lesen bereichert man den eigenen Erfahrungsschatz. Lesen bildet. Deswegen wird es sich auch in der Konkurrenz mit den anderen Medien, mit dem Fernsehen und dem Internet, behaupten.

Und, nicht zu vergessen, man ist beim Lesen ganz bei sich. Lesen regt viel mehr die Fantasie an als etwa das Fernsehen. In unserer Ablenkungswelt ist das Lesen, finde ich, die beste Möglichkeit, sich auch mal auf etwas zu konzentrieren. Wichtig ist auch, dass man sich mit einem Buch aus der Jederzeit-Erreichbarkeit abmelden kann. Wer ein Buch liest, der lässt sich auf etwas ein, der lässt sich durch nichts stören.