Der Hamburger Nachwuchsregisseur Timo Pierre Rositzki traf zwei Wochen lang in Hollywood auf Studiochefs und Marketingprofis.

Los Angeles. In den Universal Studios in Burbank schlendert ein junger Filmemacher zum Carl-Laemmle-Building, fährt mit dem Fahrstuhl in die Chefetage und greift zur Klinke der Bürotür vom Studioboss Adam Fogelson. Niemand ruft "Cut!". Denn dies ist kein Film, sondern Realität - der in Erfüllung gegangene Traum von Timo Pierre Rositzki aus Hamburg. Der 23-Jährige streckt seine Hand dem Mann entgegen, der Filme wie die "Bourne Identität" und "40-Year-Old Virgin" mitverantwortete: "Hi, I'm Timo", sagt er.

Rositzki ist hier, weil er mit seinem Kurzfilm "Profil" im vergangenen Juni die "Shocking Shorts Awards" des TV-Senders 13th Street Universal gewann. Der Preis: Eine Eintrittskarte hinter die Kulissen von Hollywood. Zwei Wochen stehen ihm Studiochefs, Produktions- und Marketingprofis Rede und Antwort. Für eine Audienz bei diesen Branchengrößen würde so mancher Filmemacher, ohne groß zu zögern, einen höheren fünfstelligen Betrag zahlen.

"Crazy, oder?", sagt Rositzki und grinst. Ja, crazy. Vor zwei Jahren war er schon einmal hier - und stand vor lauter verschlossenen Türen: Die School of Cinematic Arts lehnte ihn ab, vor dem Studio von James Cameron stand er sich vergeblich die Beine in den Bauch. Immerhin konnte er Quentin Tarantino in einem Kino-Parkhaus ein Demo-Tape in die Hand drücken. Gehört hat er von Tarantino bisher nichts. "Aber eins habe ich gelernt: In Hollywood kommst du so leicht nicht rein."

Jetzt standen ihm Tür und Tor offen. Er erhielt VIP-Karten zu Filmpremieren und Partys, sah den Blockbuster "Battleship" in einem Vorab-Screening und schaute sich auf dem Set des Thrillers "Not Safe For Work" um.

Er hörte zu, als die Studiobosse den Megaflop "John Carter" und den Megahit "Die Tribute von Panem" diskutierten, als sie mahnten, den Superstar der nächsten Universal-Produktion ja zu verhätscheln. Aber am meisten beeindruckte ihn, "wie sehr man mich ermutigte. Einen großen Traum zu haben, das ist hier okay."

Universal-Vizechefin Donna Langley spricht Tacheles: "Wir leben hier in einer Industrie. Wir machen keine Kunst, sondern kommerzielle Filme." Aber von Timos Kurzfilm ist sie beeindruckt: "Ein geschicktes Händchen im Thrillergenre, ein cleverer moderner Dreh!" Großes Lob von einer Frau, die Filme wie "Inside Man" und "Children of Men" aus der Taufe hob. Auch Studiochef Fogelson spart nicht mit Komplimenten: "Von Timo werden wir noch hören, da bin ich sicher."

Schon als Knirps schnitt Timo im Elternhaus in Hamm Szenen aus Videospielen zusammen. "Meine erste Chance, Blockbuster zu machen, wo Dinge explodieren." Mit 16 Jahren bekam er einen Camcorder, seither dreht er Filme. "Kino", sagt er, "war für mich immer schon vor allem eins: ein Erlebnis!"

Nach zwei Wochen unter den Machern von Universal weiß er, wie so etwas auf die Leinwand kommt: "Alles geht um eine vermarktbare Idee", berichtet er. "Experten klopfen ein Drehbuch auf sein Potenzial ab, und wenn es mindestens 15 Prozent mehr einspielen könnte, als Produktion und Vermarktung kosten, gibt's grünes Licht." Er habe da selbst eine Drehbuchidee im Kopf, sagt Timo Rositzki, "von der ich mir nicht vorstellen kann, dass sie jemand ablehnt". Langley lächelt: "Mit dieser Einstellung wird er es hier weit bringen."

Bevor er den Rückweg nach Hamburg antritt, ist noch einmal Hollywood-Feeling angesagt: Auf der Dachterrasse vom "Perch", einem In-Restaurant im 15. Stock, beobachtet er die Hubschrauber am Nachthimmel. Ihre Scheinwerfer tasten Dächer und Fassaden der Wolkenkratzer ab, ihr Geknatter erfüllt die Luft.

"Wow", sagt Timo. "So etwas kennt man doch nur aus Hollywood-Filmen!" Vielleicht dreht er ja demnächst selber einen.