Fernsehfranzose Alfons alias Emmanuel Peterfalvi feiert mit seinem neuen Programm “Wiedersehen macht Freunde“ im Lustspielhaus Premiere.

Lustspielhaus. Eine orangefarbene Trainingsjacke und ein riesiges, graues Puschelmikrofon reichen, um ihn zu erkennen: Alfons. An diesem späten Vormittag sitzt sein Schöpfer und Darsteller Emmanuel Peterfalvi in einem Café im Schanzenviertel. Unverkleidet, unerkannt und ohne gelfeuchte Haare. Erst in der Nacht ist Hamburgs, pardon, Deutschlands liebster Fernsehfranzose mit dem Zug von der Internationalen Freiburger Kulturbörse zurückgekehrt. Auf der alljährlichen Fachmesse für Kleinkunst, Varieté und Straßentheater hat Peterfalvi erstmals die Eröffnungsgala moderiert.

Moderieren, das macht er immer öfter. Im Januar hatte Alfons in der Kölner Philharmonie Jacques Offenbachs "Die Großherzogin von Gerolstein" mit der Staatsoperette Dresden präsentiert und 1500 Rheinländern die Satire über das Günstlingswesen auf seine Art nahegebracht. "Das war genial", erzählt Peterfalvi sichtlich erfreut. Und vor Weihnachten hatte er im saarländischen Dillingen bei einer Livesendung fürs regionale Fernsehen die Rekordsumme von 800 000 Euro für hilfsbedürftige Kinder eingeworben.

Kinder und die Kindheit in Frankreich sind es auch, die den zweifachen Vater zu seinem neuen Programm inspiriert haben. Der bewusst unbeholfene Trainingsjacken-Trottel vom Tibarg und vom Eidelstedter Wochenmarkt scheint passé. Bis Frühsommer 2007 hatte Alfons in der NDR-Satire-Sendung "extra 3" mit Umfragen wie "Wer ist fauler: ein Arbeitsloser oder ein Ausländer?" deutschen Passanten teils entlarvende Vorurteile ("Natürlich der Ausländer!") als Antworten entlockt. Das vierte Abendprogramm des Komödianten, "Wiedersehen macht Freunde", ist nun bewusst autobiografisch geprägt. Peterfalvi: "Es geht um lustige Dinge, die auch anrührend sind." Und um drei Freunde in Paris - Jérome, Jean-François und ihn. Sie haben sich seit 20 Jahren nicht gesehen.

Bereits seit 1991 lebt Peterfalvi in Hamburg. Er, der als "Exporthelfer" von Canal zum Pay-TV-Sender Premiere kam und bei "Kalkofes Mattscheibe" seinen ersten Fernsehauftritt hatte, schaut von hier aus auf beide Länder. Das hilft. Ihm hilft zudem sein Koautor und Alfons-Miterfinder, der improtheatererfahrene Ralf Schulze.

Mal kommt der eine, mal der andere auf gute Gags. So musste Alfons etwa nie heimlich unter der Bettdecke lesen. "Du kannst das Licht so lange brennen lassen, wie du willst", zitiert er seine Mutter: "Wir haben Atomstrom." Nebenbei erklärt er so, dass Frankreich noch heute seinen Strom zu 80 Prozent aus Atomkraft bezieht und die meisten der 56 AKWs im französisch-deutschen Grenzgebiet stehen. Dass er bei Teil- und Vorpremieren seines Programms spontan ausprobiert hat, wie er Sarkozy-Gags noch toppen kann ("Ich muss die jetzt alle machen, in drei bis vier Monaten kann ich sie nicht mehr gebrauchen"), gibt Peterfalvi zusätzliche Sicherheit für die Bühne.

Die ist längst zu seiner zweiten Heimat geworden. Fernsehen macht der Franko-Hamburger weiterhin, jedoch beim Saarländischen Rundfunk. Für seine Sendereihen "Alfons & Gäste" und "Puschel-TV" (die dritte Staffel wird ab März gedreht) fliegt er regelmäßig nach Saarbrücken, obwohl er nur 500 Meter vom NDR-Fernsehen entfernt wohnt. Vor gut fünf Jahren war Peterfalvi dort zwar ohne Streit geschieden, hatte aber aus Lokstedt nichts mehr gehört. So gesehen ist das NDR-Fernsehen für ihn derzeit Brachland.

Auf solch einem "terrain vague" im 13. Pariser Arrondissement hatte er als Kind einen Clochard kennengelernt, den die Jungen Archimedes nannten. "Jeder hat ein kleines Kind in sich. Wenn du größer bist, wirst du das auch noch lernen", lautete dessen Weisheit. "Jetzt, mit 44 Jahren, verstehe ich, was er gemeint hat", sagt Peterfalvi. Das möchte er auch auf der Bühne zeigen. Seine französischen Freunde Jérome und Jean-François, die maßgeblich zur Handlung beigetragen haben, wollen am Sonnabend ein Wiedersehen mit Peterfalvi feiern. Und die beiden erkennen ihn garantiert auch in Zivil.

"Wiedersehen macht Freunde" Premiere heute, bis Sa 11.2., jew. 20.00, Alma Hoppes Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstr. 53, Karten zu 18,- (erm. 12,-) bis 25,- unter T. 55 56 55 56; www.almahoppe.de , www.alfons-fragt.de