Eine Glosse von Tino Lange

Vor 22 Jahren ging der Münchner Künstler Stefan Bohnenberger zu McDonald's, kaufte eine Portion Pommes und legte zwei der Kartoffelstäbchen über Kreuz. Hübsch war das. Bohnenberger fertigte davon einen Goldabguss und stellte beides, goldbraun frittierte und goldglänzend gegossene Fritten, in der Münchner Galerie Mosel und Tschechow aus: "Pommes d'Or", köstliche Kunst.

Nachdem sich Künstler und Galerie 2005 trennten, wollte nun eine Sammlerin die alten Originalfritten - die aus Kartoffeln - für 2500 Euro erwerben. Nur, sie sind weg. Die Galerie behauptet, der Künstler habe sie zurückbekommen, aber Bohnenberger und sein Anwalt sind sicher: Die Pommes wurden wie einst Joseph Beuys' "Fettecke" versehentlich entsorgt. "Sie waren dem Verfall preisgegeben, weil sie ihren Zweck erfüllt hatten", hält die Galeristin vor Gericht dagegen.

Dabei wissen wir seit Morgan Spurlocks Doku "Super Size Me" (2004), dass McDonald's-Pommes unverwüstlich sind und nicht anfangen zu gammeln. Sie sind die Brigitte Nielsen unter den Lebensmitteln und hätten sicher auch 22 Jahre durchgehalten. Und wie heißt es in Sebastian Schippers Kultfilm "Absolute Giganten" (1999): "Mal heiß, fettig, kalt, labbrig, knusprig, egal: irgendwie immer geil. Ich glaub, jeder mag Pommes - jeder." Und daher wurden Bohnenbergers Pommes wahrscheinlich nicht vernichtet oder verschludert. Sondern verputzt.