Beim 10. Hamburger Comedy Pokal spotten und blödeln 20 Kabarettisten und Comedians. Es ist einer der größten Kleinkunstwettbewerbe.

Hamburg. Seit Jahren gibt es auf dem Unterhaltungssektor Ende Januar gewisse Konstanten. Im Fernsehen ist es das Dschungelcamp. Während bei RTL manch gescheiterter B- und C-Promi ob des vielen Regens in Australien vergeblich fleht "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" und sogar die Kakerlaken flüchten, haben es Kabarettisten und Comedians in der Hansestadt zumindest warm und trocken.

Ein Zuckerschlecken ist der Hamburger Comedy Pokal jedoch auch bei seiner 10. Jubiläumsauflage nicht. Schon eher einer der härtesten, auf jeden Fall aber größten Kleinkunstwettbewerbe der Republik. Fast 100 Künstler hatten sich beim Organisationsteam um Petra Niemeyer und Peter Rautenberg vom Comedy Pokal e.V. beworben; 20 werden von heute an auf die Hamburger losgelassen. Und dass Hanseaten zum Lachen nicht in den Keller gehen, sondern gern mal um die Ecke, hat sich gezeigt: In den Stadtteilen mit ihren Kulturzentren von B wie Brakula bis Z wie Zinnschmelze liegen die Wurzeln des Wettbewerbs. Hier müssen die Teilnehmer in Duellen in der Hauptrunde und in fünf Halbfinals jeweils 45 Minuten lang zeigen, was sie können. Die schnelle Nummer wie im Fernsehen oder in Mixed-Shows ist nicht.

Das hat auch Axel Pätz erkannt, neben Gesa Dreckmann (heute in Eidelstedt gegen Thomas Kreimeyer) und Jens Ohle einer der drei Hamburger Starter. Der Tastenkabarettist nahm vor vier Jahren erstmals am Comedy Pokal teil, schied aber aus. "Damals war ich ziemlich naiv, mir fehlten Routine und Durchschlagskraft", sagt der 54-Jährige ohne Bitterkeit. Erst nach dem Pokal stellte der satirische Spätentwickler sein erstes Soloprogramm "Die ganze Wahrheit" fertig. Mit dem und seinem zweiten "Das Niveau singt weiter" gewann er dann bundesweit nicht weniger als zwölf Kleinkunstpreise, zuletzt die Tuttlinger Krähe. "Ich wollte eigentlich keine Wettbewerbe mehr mitmachen", offenbart er. Aber in seiner Heimatstadt hat Pätz noch mal der Ehrgeiz gepackt. Und seine Teilnahme zeigt, dass der Hamburger Comedy Pokal kein reiner Nachwuchswettbewerb ist. Heute spielt Axel Pätz im Harburger Rieckhof gegen einen weiteren Musikkabarettisten, Jakob Nacken aus Tübingen.

Wie Pätz tritt auch Jens Ohle, straßenerprobter und vorlauter Comedy-Artist aus den Vier- und Marschlanden, zum zweiten Mal an. Im Goldbekhaus misst er sich mit dem Musikkabarettisten Das Eich. Außer Ohle und Pätz suchen auch Poetry-Comedian Andreas "Spider" Krenzke, Musik-Satiriker C. Heiland, Verwandlungs-Comedian Martin Sierp, Anarcho-Comedian El Mago Masin und Maria Vollmer (im Frauenduell im Haus Drei gegen Susanne Pöchacker) im doppelten Sinn ihre zweite Chance. Im Falle des vorzeitigen Scheiterns können die Komiker noch bei der Show "Die zweite Chance" am Sonntag im Schmidt als sechster Finalist weiterkommen. Dort reichen dem lucky Loser sieben Minuten, während im Finale 15 Minuten Programm gefragt sind, jeweils moderiert vom Pokal-Mitinitiator Sebastian Schnoy.

Das Publikum ist ebenso gefragt. Damit aber nicht - wie bei der Premiere 2003 teilweise geschehen - Hamburger Künstler ihre Fans als Stimmvieh missbrauchen, gilt in Hauptrunde und Halbfinale der abgeschwächte Volksentscheid: Das Zuschauervotum fließt zu einem Drittel in die Jury-Wertung ein, im Finale entscheidet es über den Publikumspreis. Und wenn der Hamburger Comedy-Pokal-Sieger allein 3000 der 6000 Euro Preisgeld der Saga GWG bekommt, sagt er oder sie sich anschließend sicher auch: "Ich bin ein Star - ladet mich mal wieder ein!"

Hamburger Comedy Pokal Hauptrunde Fr 27.1., jew. 20.00, Brakula, Bramfelder Chaussee 265; Eidelstedter Bürgerhaus, Alte Elbgaustr. 12; ella Kulturhaus, Käkenflur 30; Goldbekhaus, Moorfuhrtweg 9; Haus Drei, Hospitalstr. 107, Kulturhof Dulsberg, Alter Teichweg 200, Kulturpalast Billstedt, Öjendorfer Weg 30a; Lola Bergedorf, Lohbrügger Landstr. 8, Rieckhof, Rieckhoffstr. 12; Zinnschmelze, Maurienstr. 19. Halbfinale Sa 28.1., 20.00, Brakula, Goldbekhaus, Haus Drei, Lola, Zinnschmelze; Eintritt jew. 12,- bis 16,-; "Die zweite Chance" So 19.00 Schmidt (U St. Pauli), Spielbudenplatz 24/25, Karten ab 18,50: T. 31 77 88 99; Finale Mo 30.1., 20.00, Tivoli, ausverkauft!; www.hamburgercomedypokal.de