Ein Kommentar von Karolin Jacquemain

An einem Format wie dem NDR-"Tatortreiniger" zeigt sich die wahre Bedeutung des Grimme-Preises. Bjarne Mädel als liebenswert-prolliger Malocher im Blaumann, der anrückt, um Verbrechensschauplätze zu säubern - wo anders als in Marl könnte eine kurz vor Mitternacht versteckte Programmperle wie diese eine Auszeichnung bekommen. Herausragende Fiktion wird längst auch beim Deutschen Fernsehpreis prämiert, man denke an das Drama "Homevideo", die DDR-Serie "Weissensee", das Arthouse-Projekt "Dreileben".

Die Grimme-Jury hingegen, die jetzt die Nominierten für die Verleihung am 23. März bekannt gegeben hat, ist auch für kleine, schräge Produktionen aufgeschlossen, für den Anti-Mainstream. Etwa für die ZDF-Raumpilotenserie "Ijon Tichy". Nicht alle Nominierten sind wirklich preisverdächtig. Beim Grimme-Preis jedoch wägt man sorgfältig ab, ob und warum (nicht).

Zehn Nominierungen kann der NDR verbuchen, darunter Kilian Riedhoffs "Homevideo", der TV-Film, an dem derzeit keine Jury vorbeikommt, das kongeniale Finale des "Eurovision Song Contest" sowie zwei "Polizeiruf 110"-Folgen des Ermittlertraumpaares Anneke Kim Sarnau und Charly Hübner. Tolle Produktionen, die ihr Publikum längst gefunden haben. Nicht so "Der Tatortreiniger". Der braucht Marl und Marl braucht ihn.