Der Vater des Karstadt-Investors gründete das Museum Berggruen in Berlin. Ab Herbst sollen die Bauarbeiten zur Erweiterung beginnen.

Hamburg. Dass der Name Berggruen in der Öffentlichkeit bisher eher für Kunst als für Geld steht, obwohl das eine in diesem Fall sehr viel mit dem anderen zu tun hat, liegt am Vater des deutsch-amerikanischen Finanzinvestors, der gestern den Kaufvertrag für die insolvente Warenhaus-Kette Karstadt unterschrieben hat: Nicolas Berggruen. Er wurde 1961 in Paris als Sohn des Kunstsammlers, Kunsthändlers, Journalisten, Autors und Stifters Heinz Berggruen (1914-2007) geboren. Der deutsche Jude, der Mitte der 1930er-Jahre für die Berliner Seiten der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" schrieb, musste 1936 in die USA emigrieren, wo er in Berkeley studierte und als Kunstkritiker arbeitete.

Mit dem Kauf eines Paul-Klee-Gemäldes für 100 Dollar legte Heinz Berggruen 1939 den Grundstock für eine der größten und wertvollsten privaten Kunstsammlungen des 20. Jahrhunderts. 1944 kehrte er als GI nach Deutschland zurück, arbeitete in München für die Kulturzeitschrift "Heute" und ging später nach Paris, wo er als Kunstexperte für die Unesco tätig war. Hier eröffnete er eine Galerie, wirkte äußerst erfolgreich als Kunsthändler und unterhielt persönliche Kontakte zu bedeutenden Künstlern. Nicolas Berggruen erinnert sich daran, dass er als Kind bei Picasso auf dem Schoß saß. Seit er denken konnte, war er von hochkarätiger Kunst umgeben.

Heinz Berggruen war mit Picasso freundschaftlich und geschäftlich verbunden, er erwarb aber auch zahlreiche Werke von Henri Matisse, Paul Klee, Paul Cézanne und anderen wichtigen Protagonisten der Klassischen Moderne. Obwohl er sich immer wieder von Werken trennte, als Mäzen auftrat und zum Beispiel 1972 dem Pariser Musée Nationale d'Art Moderne zwölf Bilder von Paul Klee schenkte, besaß seine Sammlung international einen nahezu legendären Ruf.

Im Dezember 2000 verkaufte der Sammler seine auf 750 Millionen Euro geschätzte Sammlung an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz zum "symbolischen Preis" von 126 Millionen Euro, was er als eine "Geste der Versöhnung" mit Deutschland betrachtete.

Heute befindet sich der bedeutende Bestand zur klassischen Moderne als Museum Berggruen im historischen Stülerbau in Berlin-Charlottenburg, als Teil der Nationalgalerie. Wenige Monate nach Berggruens Tod stellten seine Erben der Nationalgalerie ein weiteres Konvolut von Werken der Klassischen Moderne zur Verfügung. Deren Ausstellung ist im benachbarten Kommandantenhaus geplant, das mit dem Stülerbau durch eine gläserne Pergola verbunden werden soll. Die Baukosten von mehr als vier Millionen Euro teilen sich der Bund und das Land Berlin.

Wie Udo Kittelmann, der Generaldirektor der Berliner Nationalgalerie, dem Abendblatt gestern bestätigte, sollen die Bauarbeiten noch im Herbst beginnen. Die Fertigstellung des erweiterten Museums Berggruen sei für Ende 2011 geplant.