“Frauenversteher“ Roman Maria Koidl warnt die Frauen vor seinen Geschlechtsgenossen. Der Autor beleuchtet das Scheitern von Beziehungen.

Hamburg. Zugegeben, die These ist statistisch nicht gesichert. Aber behaupten wir mal, ein Buch ist erfolgreich, wenn der Titel aus einem zündenden Wort besteht, der Umschlag grell bunt ist und sich der Inhalt in drei Sätzen zusammenfassen lässt. Das war beim Bestseller "Feuchtgebiete" so, gilt für die derzeitige Nummer eins, Tommy Jauds "Hummeldumm", und könnte auch für "Scheißkerle" stimmen.

Das neue Buch von Roman Maria Koidl um Lieblings-Dauerbrenner-Thema Männer und Frauen kommt knalllilafarben daher und hat einen kleinen grünen Frosch auf dem Cover. Heißt also: Letzter Versuch, wie man an den Traumprinzen geraten kann.

Welche Frau wäre da nicht elektrisiert? Zumal auch noch eine ganz neue These in diesem Buch steckt: Die Erziehung ist schuld.

Autor Koidl ist Unternehmer, aber nicht irgendein Fabrikant oder Chef. Er besitzt Kaffee- und Schokoladenfirmen. Und eine eigene Kunsthalle. "Ich beschäftige nur Frauen", sagt er, "wenn sie in so ein Team einen Mann setzen, will der sofort Chef sein. Das ist mir zu nervig." Da dürfte beinahe jede Leserin dahinschmelzen, zumal er sich in diesem Buch als Frauenversteher outet, ohne die Macho-Attitüde aufzugeben. Zusammenfassen könnte man sein Buch, erschienen im Hamburger Verlag Hoffmann und Campe, sogar in einem einzigen Satz: "Warum geraten die besten Frauen immer an die schlimmsten Männer?"

Natürlich haben wir uns diese Frage auch schon gestellt, etwa nachts, wenn eine heulende Freundin am Telefon schluchzte: "Er will das Kind nicht." Oder tagsüber, wenn man einen deutlich übergewichtigen Mann mit Haarausfall sieht, der von einer langbeinigen Schönen angeschmachtet wird, obwohl sie nicht vor einem Juweliergeschäft stehen. Und auch ganz selten mal, wenn ein räudiger Kerl in enger Lederjacke und mit frechem Blick herübergegrinst hat. Eine Frage, die mit Sicherheit sofort totale Lebhaftigkeit in jede satt gegessene Gesprächsrunde in der Küche bringt.

Koidls Buch nennt keine Lösungen. Es beschreibt ein Phänomen: Viele Frauen um die 30 haben Stil, Erfolg und eine gute Erziehung. Und sind schon froh, wenn der Mann an ihrer Seite keine Verhaltensauffälligkeiten zeigt, manierlich essen kann, seine Fußball- oder Autobegeisterung nicht einen Abend lang zum Thema macht und Stil nicht mit "e" schreibt. Suchten sie mit 20 noch nach einem Traumprinzen, sind sie mit 30 froh, wenn sie ein mängelfreies Exemplar finden. Und mit 40?

Da herrscht gelegentlich nackte Panik. Bei denen, die noch Single sind. Und bei denen, die einen Partner haben, der "noch nicht bereit" ist, Altlasten mitbringt, ein Parallelleben führt oder Sätze wie "Ich komme gerade aus einer Beziehung" als Entschuldigung dafür anführt, dass er sich nicht wirklich auf eine Beziehung einlassen will.

Viele leben mit einer Frau zusammen und betrachten das nicht als Verpflichtung irgendeiner Art, behauptet der Autor. "Mein Buch handelt auch davon, dass Männer nicht erwachsen werden wollen", sagt Koidl. "Frauen sind viel eher dazu bereit, sich mit Problemen auseinanderzusetzen, Verantwortung zu übernehmen, sich auszutauschen. Männer ignorieren das gerne, flüchten in Aktivismus, Eskapismus, sie denken, sie könnten ewig so weiterleben, wie sie es mit 20 getan haben. Deshalb gibt es auch viel mehr 'gute' Frauen als 'gute' Männer, und die Schere der Entwicklung zwischen Männern und Frauen geht dramatisch auseinander. Frauen sind unabhängiger als jemals zuvor, zugleich leben wir aber alle in den tradierten Rollenvorstellungen unserer Eltern fort, das passt schlecht zusammen."

Wo der klassische Versorger weniger gefragt ist, wächst der Wunsch nach etwas Größerem, Bedeutsameren. Gesucht wird der Seelenverwandte, die einzig wahre Liebe. Frauen interpretieren da oft in eine Beziehung etwas hinein, was gar nicht vorhanden ist. "Die größte Falle, in die Frauen tappen", so Koidl, "ist die Hoffnung. Sie können oder wollen sich gar nicht vorstellen, dass ein Mann mit ihnen zusammen ist, ohne wahre Gefühle zu haben." Und trotzdem ist es so, deshalb rät Koidl den Frauen: "Suchen Sie sich einen Mann, der Sie liebt. Finden Sie keine Entschuldigungen, warum er wieder keine Zeit hat, nicht anrufen konnte oder Ihren Geburtstag vergessen hat. Wenn Sie ihm wirklich wichtig sind, passiert so etwas nicht."

Warum aber reden sich so viele Frauen ihre Beziehung schön? Da hat der Autor eine These: Kinder werden vom gegengeschlechtlichen Elternteil geprägt. Während Mami ihrem Sohn stets suggeriert, alles, was er treibe, sei süß - und entsprechende Reaktionen erwartet er später auch von seiner Partnerin -, entziehen sich die Väter weitgehend. Töchter müssten Kopfstand machen, um Papas Aufmerksamkeit zu erlangen. "Frauen werden von dem tief in ihnen verankerten Gefühl beherrscht, dass sich niemals jemand aufrichtig für sie interessieren wird", behauptet der Autor, "um zu gefallen, fügen Frauen sich dem männlichen Programm."

Was kann man als Frau also in Zukunft besser machen? "Seien Sie realistisch", rät Koidl den jungen Frauen, "was jetzt nicht klappt, wird niemals blühen." "Spielen Sie keine Spiele", und sagen Sie sich niemals "besser als nichts". Wer weiß, ob's hilft? Denn eine bittere Wahrheit hat der charmante Schokoladenmann auch noch: "Ich kenne keinen Mann, der treu ist."