Jim Rakete hat diesen besonderen Blick für Menschen, Situationen und Räume. Hilaneh von Kories zeigt seine besten Arbeiten

Jim Rakete war schon mit Ende 20 grau, aber kein bisschen alt. Jetzt, mit fast 60, ist er immer noch genauso jungenhaft und energiegeladen wie damals, 1978, als er Nina Hagen mit Kippe im Mund für das Cover der ersten LP der Nina Hagen Band fotografierte, und in den Jahren darauf, als er die Berliner Bands Nena, Spliff, Ideal, Interzone ganz weit nach vorn brachte. Als er zur nettesten und effizientesten, weil einzigen grauen Eminenz wurde, die das Berliner Pop-Leben je besaß. Jim Rakete sagte damals schon Sätze wie "Ich würde das appreciaten", wenn er etwas gut fand. Das war lustig und trendsetzend. Nur wenige Leute wussten, dass Rakete nicht als Marketing- oder Werbe-Genie auf die Welt gekommen war, sondern von der Fotografie herkam. Dabei war er der deutsche Anton Corbijn. Seine Schwarz-Weiß-Ästhetik passte zur Mauerstadt, und Gesichter konnte er schon immer so zeigen, wie sie waren. Rakete hat diesen wunderbaren Instinkt für den Moment, den man an keiner Hochschule lernen und für kein Geld der Welt kaufen kann. Und er hat die singuläre Begabung, Menschen auf glamouröse Weise intim aussehen zu lassen, oder auf intime Weise glamourös.

Die Rakete-Bilder, die jetzt in der Galerie Hilaneh von Kories zu sehen sind, entstanden, technisch gesehen, umständlich - analog, mit einer Linhof-Plattenkamera. Da hieß es Stillhalten für Raketes Modelle, denn bis die Platte belichtet ist, dauert es etwas länger als bei den "Digiknipsen", wie Rakete das moderne Gerät leidenschaftslos nennt. Seine Kamera ist das Werkzeug eines Altmeisters, der fürchtet, bald kein Material mehr dafür kaufen zu können. Die Abgebildeten - Schauspieler, Tänzer, Musiker, Sportler, Fotografenkollegen - sind ausnahmslos hochberühmte Leute. Sie vertrauen Jim. Er, der Rastlose, bringt sie zur Ruhe und zeigt etwas von ihnen, das jeder sehen will.

Vertraute Fremde Fotos von Jim Rakete, Ausstellung bis 6. Mai, Galerie Hilaneh von Kories (MetroBus 3) Stresemannstraße 384a (im Hof), Di-Fr 14.00-19.00 u. n. V., T.: 423 20 10