Premiere im Ohnsorg Theater: Eine flotte, lustige Inszenierung von Brandon Thomas, die beim Publikum gut ankommt.

Hamburg. Den Kittel übern Kopf, die schwarze Wuschelperücke auf - und fertig ist Charleys Tante aus Brasilien. Die verliebten Studiosi Jakob und Charley nötigen ihren Kommilitonen Georg, als "olle Fregatte" den Anstandswauwau beim Lunch mit ihren Fräuleins zu mimen. Georg (Erkki Hopf) nützt kein Sträuben: Als Charleys Tante, eine vermeintliche Millionärin, gilt er als gute Partie und fette Beute für zwei ergraute Schwerenöter. Die Freier müssen blind sein: Sie sehen nur, was sie sehen wollen.

Das ist der eigentliche Witz an Folker Bohnets flotter, lustiger Ohnsorg-Inszenierung der Klamauk-Kamelle von Brandon Thomas. Denn Erkki Hopf kaschiert nicht, dass er ein Kerl ist. Das violette Hängekleid über seinen Jeans, fegt er durch die putzige Garten-Szenerie von Félicie Lavaulx-Vrécourt. Ohne Lippenstift und Pumps improvisiert er die Frauenrolle allein aus der frechen Behauptung heraus, was seinem Spiel Glaubwürdigkeit und zusätzliche Komik einbringt. Oft fällt er aus der Rolle, nutzt sie aber auch, sich Freiheiten bei den prüden Damen in Petticoats (Sonja Stein und Tanja Rübke) herauszunehmen.

Nils Owe Krack kostet als Jakob mit der blonden Tolle den erotischen Tollpatsch im Testosteronschub aus. Mathias Junges Charley hält eifrig Schritt mit ihm bei der Verwechslungsposse. Als die echte Tante aufkreuzt - Beate Kiupel bezaubernd in Kanariegelb -, spitzen sich Tempo und Verwirrung turbulent zu.

Folker Bohnet lässt den Spaß langsam angehen, um ihn präzise und zielsicher auf Touren zu bringen. Er lässt die spießige Doppelmoral der 50er-Jahre in Gestik und Haltung parodieren, wie im Begrüßungsritual zwischen Vater und Sohn: männlich auf Abstand mit Schulterschlag. Er entfesselt dann die Jagd nach Geld und Sex mit den Bocksprüngen des geilen Advokaten Cornelius (Till Huster). Unerschrocken gibt Bohnet der Posse, was der Posse ist, und dazu noch einen (zeit)satirisch doppelten Boden.

Charleys Tante bis 17.4., Ohnsorg-Theater, Karten unter T. 35 08 03 21 oder im Internet unter www.ohnsorg.de