Mit “Soul Kitchen“ ist dem Altonaer Regisseur Fatih Akin ein sinnlicher Film über Freundschaft, Liebe, Familie und Hamburg gelungen.

Hamburg. Endlich mal wieder ein Film mitten aus dem Herzen der Stadt - noch dazu einer aus Hamburg.

Wo schickt uns das deutsche Kino in den nächsten Wochen nicht überall hin: auf hohe See mit dem Piratenschiff etwa ("12 Meter ohne Kopf") oder nach Thailand ("Same same but different"). Fatih Akins "Soul Kitchen" dagegen erzählt vom Leben, wie wir es kennen und wie man es trotzdem viel zu selten auf der Leinwand sieht. Von einer bunten Welt aus Klubszene, Kiezgeruch und Köhlbrandbrücke; von Menschen, die Partys feiern, sich verlieben und gegen den Alltagswahnsinn anrennen. Mit vollem Kopf und vollem Herzen.

Das Tempo des Films ist hoch, die Schlagabtausche schnell, trotzdem ist die Geschichte recht überschaubar: Zinos (Adam Bousdoukos) besitzt ein Restaurant, das Soul Kitchen, das weniger für seinen Kartoffelsalat aus Plastikeimern berühmt ist, sondern für seine Musik und die trinkfeste Barfrau.

Ein Bandscheibenvorfall zwingt ihn, einen neuen Chefkoch einzustellen (Birol Ünel), der mit seinen Sößchen gleich mal die gesamte Stammkundschaft vergrault. Außerdem mietet sich Zinos Knacki-Bruder Illias (Moritz Bleibtreu) ins Soul Kitchen ein, verzockt den Laden, verknallt sich in die Barfrau, während Zinos seinerseits seine blonde Freundin auf Selbstverwirklichungstrip zurückerobern will.

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Wie immer bei Akin gibt es viele "Jo Alder, hau rein"-Dialoge, es wird viel gebrüllt und gestikuliert, und der Koch wirft gern mit dem Fleischbeil. Immer aber gibt es bei Akin auch einen unbedingten Unterhaltungswillen, der aus dem Film keine Milieustudie macht, sondern eine Komödie zum Lachen und Mitfühlen. Eine, bei der man sich am liebsten mittenrein setzen würde in dieses Beieinandersein, das so übervoll ist mit guter Laune, Witz, Melancholie und Stallgeruch.

Über das Komödiantische hinaus ist "Soul Kitchen", ausgezeichnet mit dem Spezialpreis der Jury in Venedig, ein sehr romantischer, sinnlicher Film geworden, der Freundschaft, Liebe und Familie feiert. Dass es dabei nie kitschig zugeht, darin besteht vielleicht die größte Kunst des Regisseurs, der wie nur wenige ein Gespür hat für Lockerheit und Unverkrampftheit. Und wenn die verstorbene Monica Bleibtreu, in einem letzten wunderbaren Auftritt, laut "Ruhe" durchs Restaurant brüllt, dann steht für einen kurzen Moment das ganze Soul Kitchen still. Wenn nicht ganz Hamburg.

++++- Soul Kitchen D 2009, 100 Minuten, ab 12 J., R: Fatih Akin D: Adam Bousdoukos, Moritz Bleibtreu, Anna Bedercke, täglich im Abaton, Cinemaxx, Cinemaxx Harburg, Cinemaxx Wandsbek, Koralle-Kino, UCIs Mundsburg, Othmarschen Park, Smart-City, Zeise; www.soul-kitchen-film.com