Hamburg. Leidenschaftliche Konzertgänger, die eine Heilige Nacht lang im Familienkreis mit klingelnden Klingglöckchen gefoltert wurden, feierten den Geburtstag des Erlösers in diesem Jahr am 25. Dezember. Am vergangenen Freitag nämlich gaben die Hamburger Symphoniker in der Laeiszhalle ihr Weihnachtskonzert. Kein Knabenchor, kein Klingelingeling, weder Marianne noch Michael auf der Mattscheibe, dafür live große Musik von Händel, Haydn und Mozart sowie ein trompetenschmetterndes Schaustück von Tartini.

Die Symphoniker präsentierten sich dabei schon mit Händels "Feuerwerksmusik" bestens disponiert. Das galt insbesondere für deren multifunktionalen Konzertmeister Stefan Czermak. Der übernahm neben seinen üblichen Pflichten am ersten Pult der Geigen auch gleich noch die Leitung sowie den Solopart in Mozarts Konzert D-Dur KV 218. Zwar wirkt Czermak auf der Bühne meist ein wenig brummig, doch die absolute Selbstverständlichkeit, mit der der polnische Vollblutmusiker in wechselnden Funktionen einfach und unprätentiös gute Musik macht, ist wirklich beeindruckend.

Höhepunkt des Abends war die sehr gelungene Aufführung von Haydns Symphonie Nr. 60 "Der Zerstreute". Deren Klangrede strotzt vor kleinen, feinen Späßen, die Czermak und die Seinen zupackend und nuanciert herausarbeiteten. Für den großen Spaß, das Nachstimmen der Instrumente im Finale, gab's gar Szenenapplaus. Zuvor hatte Czermak schon als Solist bei Mozart souverän seinen Mann gestanden. Sein Kollege Ilie Muntean, Solo-Trompeter, stand ihm da in Tartinis kompositorisch recht übersichtlichem Trompetenkonzert kaum nach.